[37] Ich zog einmal ein liebes Kind

Ich zog einmal ein liebes Kind
in meine Mannesarme.
Da ward es ganz von Liebe blind
und frei von allem Harme.
Doch als ich eine andre nahm,
hat es sie schwer getroffen.
Es standen ihr vor Leid und Gram
die beiden Augen offen.
Und ward sie vorher nur gewahr
in meinem Kuß der Reinheit,
jetzt ward ihr plötzlich offenbar
nur Sünde und Gemeinheit.
O Mensch, vertrau den Menschen nicht
in liebevoller Blindheit.
Das Unheil schlägt dir ins Gesicht
mit seltsamer Geschwindheit.
Die Freuden fallen insgesamt
dir in das trübste Wasser.
Und wie mein Mädchen mich verdammt,
wirst du zum Menschenhasser.

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TextGrid Repository (2012). Mühsam, Erich. Lyrik und Prosa. Sammlung 1898-1928. Erster Teil: Verse. Beschauliche Weisheit. Ich zog einmal ein liebes Kind. Ich zog einmal ein liebes Kind. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4565-5