2.

Aus wallenden Herbstesnebeln
grüßt mich dein Angesicht,
mein lieber, trauter Bruder,
wie Maiensonnenlicht!
Rings blütenduftig Schweigen
am Sommernachmittag,
hoch über unsern Häuptern
das grüne Laubendach.
Du warest heimgekehret,
und ich hielt deine Hand
und lauschte deinen Worten
Vom schönen Feindesland,
von Schlachtengebraus und Siegen, –
dein Auge blitzte klar,
du strichst dir aus der Stirne
dein dunkellockig Haar – – –
Wie kommt's, daß grade heute
ich dein gedenken muß?
Der Herbst blickt in die Fenster
und grüßt mit rauhem Gruß.
[153]
Verödet liegt nun der Garten,
die Bäume sind längst geleert –
und du bist fortgezogen,
von dannen niemand wiederkehrt.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. 2. [Aus wallenden Herbstesnebeln]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-540B-7