Mainacht

So geh ich einsam wieder meine Bahnen
im gleichen Schritt im kalten Dämmerlicht,
und selten treibt ein stummes Liebesahnen
das Blut mir noch ins bleiche Angesicht.
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Das ist, wenn traumesselig in der holden
Frühsommerzeit das Herz der Erde klopft,
wenn langsam durch die blauen Fliederdolden
auf meine Stirn der Nachttau niedertropft.
Dann geht ein Raunen in den Dornenhagen,
um die das Mondlicht goldne Schleier webt,
daß, süß erschreckt von ahnungsbangen Fragen,
ihr junges Haupt die Rosenknospe hebt –
Dann schwillt empor aus dunklen Rätseltiefen
der Nacht ein Hauch und löst den Zauberbann
und rührt, die lange, lange klanglos schliefen,
die Saiten meiner Seele tönend an . . .

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. Mainacht. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-54A5-D