Ergebung

Bin gefahren auf dem Wasser,
Hab' kein Ruder eingetaucht;
Hab' das Lieben ausgelernet,
Keinen Lehrer je gebraucht.
Gestern fuhr ich auf dem Wasser,
Heute sitz' ich auf dem Sand;
Gestern hatt' ich noch ein Dirnel,
Heut' hat's mir den Korb gesandt.
Und nun ich im Trocknen sitze,
Sing' ich mir ein Lied dazu,
Und als ich mein Dirnel küßte,
Hatt' ich zum Gesang nicht Ruh'.
Daß es ist im Walde schattig,
Seht, das macht der Bäume Laub,
Und daß ich ein Liedchen singe,
Seht, das macht, mein Schatz ist taub.
Willst nicht hören, wirst wohl fühlen,
Wenn's zum Ändern ist zu spat.
Kind, wach' auf, wach' auf und horche!
Über Nacht kömmt guter Rath.
Bin zu dir so oft gegangen
In der Nacht durch Eis und Schnee,
Hab' vor deiner Thür gesungen,
Wind und Wetter thät nicht weh.
Blieb das Fenster auch verschlossen,
Hat kein Lied mich doch gereut.
Meine Saiten sind gesprungen,
'S ist das letzte Liedel heut'.

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TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Gedichte. Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten 2. Ländliche Lieder. Ergebung. Ergebung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-590F-A