[52] Zweyhundert zwey und vierzigstes Sonett.

Die Zeit, wo todte Herrinn kehrt, entschwindet
So bald und die Gedanken sind so schnelle,
Daß solcher Arzt nicht kühlt der Wunden Hölle;
Nur, wann sie nah, kein Schmerz heran sich findet.
Amor, der mich in Aengsten hält und bindet,
Bebt, sieht er sie an meines Herzens Schwelle,
Wo sie noch mit des Blickes milder Helle,
So sanften Lautes, tödtlich mich umwindet.
Wie in ihr Haus, als Herrinn, eingegangen,
Treibt sie aus dunkelm schweren Herzens Grunde
Mit heitrer Stirn die traurigen Gedanken.
Die Seele, von so großem Licht besangen,
Seufzet und spricht: »Gesegnet sey die Stunde,
Wo du mit Augen öffnetest die Schranken!«

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TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Zweyhundert zwey und vierzigstes Sonett: [Die Zeit, wo todte Herrinn kehrt, entschwindet]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6E1D-E