[104] Drittes Buch

[105] [107]Die Beschreibung des Jupiters

An Schlosser.


Den Zevs ersuchte sein Trabant,
Der Adler, einst um das Vergnügen
Ein bischen in sein Vaterland
Auf Abentheuer auszufliegen.
Schnell, wie der Sturm aus Aeols Mund,
Fuhr er von des Olympus Küste
Hernieder auf das Erdenrund,
Und setzte sich in einer Wüste,
Die das Athen der Affen war,
(Nun heißt die Gegend Zanguebar)
Um auszuruhen. Ha! wie lauschte
Der Pavianen muntres Chor,
Als er, gleich einem Meteor,
In ihren Kreis herunterrauschte.
Der Rector der Academie,
Ein Doctor der Mythologie,
Erkannte gleich am goldnen Schnabel
Des Donnergottes Leibconstabel.
[107]
Heil dir! so rief der Musensohn,
Du Hüter von Chronions Waffen!
Was treibt er nun auf seinem Thron?
Giebts noch mit Riesen viel zu schaffen?
Darf ich den Vorwitz dir gestehn,
Ich möchte gern ihn einmal sehn.
Spricht er auch öfters von uns Affen?
O ja, lacht ihm der Adler zu,
Sitz auf, du sollst in einem Nu
Den König der Natur erblicken.
Der kecke Doctor Sapajou
Springt jauchzend auf des Knappen Rücken.
Schnell, wie die Blitze, die er hält,
Durch die getheilten Wolken zücken,
Trägt er ihn durch die Oberwelt
Und stellt ihn zu des Thrones Füßen,
Um welchen sich die Sphären drehn.
Starr, unbewußt wie ihm geschehn,
Umwölkt von Todesfinsternissen,
Fiel er auf seine Stirne hin;
Und hätte Jupiter im Fliehn
Nicht seinen Hauch noch aufgefangen,
Er wäre wie ein Dunst vergangen.
Doch kaum erblickt er neues Licht,
So birgt er, wie der Aberglaube
[108]
Vor Josephs Throne, sich im Staube,
Und schlägt die Pfoten vors Gesicht.
Wolan, sprach Zevs, man bring ihn wieder
Hinab in seine Wüsteney!
Fahr wohl, und lehre deine Brüder,
Wer der Monarch der Götter sey.
Er winkt dem flüchtigen Trabanten,
Und eh sich Matz besinnen kann,
Langt er im Schooß der Anverwandten,
Von kaltem Schweiße triefend, an.
Schon taumelt jauchzend, wie Bachanten,
Der ganze Rudel bunt und kraus
Den Pilger an. Sey uns willkommen!
Wie lebt sichs in dem Oberhaus?
Was hast du neues dort vernommen?
Wie sieht der Gott der Götter aus?
So hört er hundert Stimmen fragen. –
Wie wird er aussehn? – Wie ein Gott;
Ja, wie ein Gott, das kann ich sagen,
Versetzt der rauhe Don Quixott,
Und streichelt seinen Rektorskragen.
Gut, sprach ein junger Candidat;
Allein, wie ist ein Gott beschaffen? –
Ha, Freund! rief Matz, er ist ... er hat ...
Er hat ... kein Härchen von uns Affen.
[109]
Bald, Lieber, glaub ich in der That
Den Traum von der Metempsychose,
Den du uns jüngst in Platons Prose,
Mit Platons Geist erzehlet hast.
Denn, sagen mächtige Doctoren
Uns nicht, wiewohl mit mehr Bombast,
Im Tone der Reformatoren
Noch itzt, dem Menschensinn zum Spott,
Just was mein Pavian, von Gott?

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TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Zweyter Theil. Drittes Buch. Die Beschreibung des Jupiters. Die Beschreibung des Jupiters. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-73B9-7