70. Speise die hungrigen

Ist denn dein wildes hertz' auß hartem stahl vnd eisen/
Daß du den hungrigen/ der dich in seiner noth
Mit krancker stimm' ersucht/ nur vmb einn bissen brodt
Mit vngestümme dich nicht schämest abzuweisen.
Da doch der fromme Gott dich mildiglich zu speisen
Nit vnterlassen hat. Wer nun in hungers noth/
Den näh'sten nicht verlässt/ den wird/ nach dem der tod
Ihn hingerissen hat/ das lebens-brod selbst preisen.
Wer nu das himmel-brod/ im himmel zugeniessen
Auf erden sich befleisst/ vnd lässet sich verdriessen
Daß brodt der sterblichkeit zu brechen/ wem er sol/
Der hat gar weit gefehlt. Ihm sol der Herre speisen
Vnd geben himmelbrodt/ vnd er wil nicht beweisen
Durch irrdisch brodt/ was Gott befielet recht vnd wol.

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TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Sonnette. 70. Speise die hungrigen. 70. Speise die hungrigen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-79FA-1