29.

An einen Freund Weras.


Stiller Freund der vielen Fernen, fühle,
wie dein Atem noch den Raum vermehrt.
Im Gebälk der finstern Glockenstühle
laß dich läuten. Das, was an dir zehrt,
wird ein Starkes über dieser Nahrung.
Geh in der Verwandlung aus und ein.
Was ist deine leidendste Erfahrung?
Ist dir Trinken bitter, werde Wein.
Sei in dieser Nacht aus Übermaß
Zauberkraft am Kreuzweg deiner Sinne,
ihrer seltsamen Begegnung Sinn.
[770]
Und wenn dich das Irdische vergaß,
zu der stillen Erde sag: Ich rinne.
Zu dem raschen Wasser sprich: Ich bin.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Rilke, Rainer Maria. 29. [Stiller Freund der vielen Fernen, fühle]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-942B-C