14. An die Feinde der Schweizerlieder

Roh klingt nur dem verwöhnten Ohr
Des Schweizerliedes Ton. –
Du Weichling! sing Tyrannen vor,
Und Knechtschaft sei dein Lohn!
Ersing durch feile Schmeichelei
Dir Stern und Ordensband. –
Sei Sklave du – wir bleiben frei,
Getreu dem Vaterland.
Hoch singen kühn wir dem Tyrann:
Fluch – jedem Freiheitsfeind,
Und Segen jedem Biedermann
Und jedem Menschenfreund.
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Dir, edle Freiheit, Eintracht dir
Erschalle der Gesang;
Das Lob der Väter singen wir
Bei voller Becher Klang.
Der Jüngling hört's – kann nicht mehr ruhn,
Ihm glüht die Stirn, er schwört
Bei ihrer Asche: Thaten thun
Will ich, die ihrer wert;
Und der Gedanke giebt ihm Mut,
Macht seine Seele groß; –
Noch fließt in meinen Adern Blut,
Das einst für Freiheit floß.
Heil! sei dem Mann, der Freiheit ehrt,
Durch Thaten und Gedicht.
Er ist der edeln Freiheit wert,
Ihn lohnt kein König nicht.
Hoch, in der Freiheit Tempel glänzt
Des Sängers Name hoch,
Sein Haupt mit Eichenlaub bekränzt,
Ehrt ihn die Nachwelt noch.

Notizen
Erstdruck in: Schweizerlieder von verschiedenen Verfassern, als II. Teil zu Lavaters Schweizerliedern 1787, Zürich.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Salis-Seewis, Johann Gaudenz von. 14. An die Feinde der Schweizerlieder. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B4BF-9