174. Vom Teufel geholt.

1.

Ein Bauer in Edesheim hatte einen Sohn, der etwas träge war und dadurch seinen Unwillen auf sich geladen hatte, so daß er ihm drohte, wenn er nicht fleißiger würde, so solle er nach seinem Tode das Haus nicht haben, dieses solle vielmehr seiner Schwester zufallen. Darauf geht der Sohn nach Northeim und läßt sich zur Ader. Als er zurückkommt und bei der Holtenser Landwehr ist, macht er die geöffnete Ader bloß und will hier todt bluten. Auf einmal steht ein Mann in einem grünen Mantel vor ihm und spricht zu ihm, wenn er sich ihm verschreiben wolle, so daß er in zehn Jahren ihm gehöre, so solle seine Schwester über Land heirathen und er das Haus haben. Der junge Bauer geht darauf ein. Als er nach Hause kommt, ist schon ein Freier seiner Schwester da. Diese heirathet nach einem benachbarten Dorfe, er selbst aber erhält das Haus. Nach Ablauf der zehn Jahre hat ihn der Teufel auf Tag und Stunde geholt; man fand ihn vor der Hofthür an einem Baume aufgehängt.

2.

In Odagsen wohnte ein Bauer, der dem Spiele leidenschaftlich ergeben war. Er pflegte nach Immensen zu gehen und dort oft die halbe Nacht hindurch beim Kartenspiel zu sitzen. Eines Tages war er wieder dort und spielte bis tief in die Nacht hinein. Da sagten seine Verwandten zu ihm, er möchte doch nun aufhören zu spielen und nach Hause gehn. Doch er achtete nicht auf sie und erklärte fortspielen zu wollen, wenn ihn auch der Teufel hole. Endlich ging er spät in der Nacht aus Immensen weg. Auf dem Rückwege erhob sich mit einem Male ein furchtbarer [159] Sturmwind, der den Bauern hoch in die Luft führte. Der Sturmwind war aber der Teufel selbst. – Am andern Morgen fand man von dem Bauern keine Spur, nur lag ein großer Stein am Wege, der früher nicht da gewesen war. Daneben steckte des Bauern Stock und darauf sein Hut. Verschiedene Fußspuren auf dem Boden ließen deutlich erkennen, daß der Unglückliche vorher lange mit dem Teufel gerungen hatte. Der Stein ist noch jetzt zu sehen.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. 174. Vom Teufel geholt. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BC36-E