Der Himmelsweg.

Ein Nonnchen, das mit seinen Mienen
Beruf wies Tag und Nacht im Chor und sonst zu dienen,
War fast von Mutterleib zween Geistlichen bekannt,
Die ihr Gelübd zwar keusch zu seyn verband,
Doch ohne Ausnahm nicht. Den Frevel zu vermindern,
Behalfen sie sich bloß mit Klosterkindern,
Und machten überhaupt den Leib nur darum schwach
Damit er nicht die Seele unterbrach,
Wenn sie ein frommes Ave sprach.
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Allein der Tod, dem Weiber, Ordensmänner,
Antikensammler, Mädchenkenner,
ein gleichgefällges Opfer sind, erschien,
Und nahm den jüngsten mit. Die arme Clausnerin
Wie kläglich that sie nicht um ihn,
Wie brünstig bat sie nicht in der verwayßten Zelle
Um andre zween in die vakante Stelle.
Um zween? ja ja um zween, denn so ein Held wie der – –
Doch gnug, es war also ein Plätzchen leer,
Und wers versteht, der weis wie sehrs die Weiber haßen,
Dergleichen Plätzchen leer zu laßen.
Der andre Pater gab sich zwar
Die größte Müh sie kräftigleich zu trösten,
Allein es schien als ob dabey kein Seegen war.
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Einst als sie sich vertraut Gewissenszweifel lößten,
Und Clärchen ihn so in die Enge trieb,
Daß sein Talent stumm auf dem trocken blieb,
Da ließ sie leiß' und seufzend sich vernehmen:
Warum mußt ihn doch GOtt so früh gen Himmel nehmen
Gen Himmel? fiel ihr schnell der Pater ein
Im Himmel glaubst du wird er seyn?
Nein, nein der Himmelsweg, sp spricht die Schrift, ist enge,
Und die er hier betrat, das sind sehr weite Gänge.
O Jüngling folge meinem Rath,
Und haß, wenn dir der enge Himmelspfad
Stets treu soll im Gedächtniß haften
Jedweden großen Mund – und such dir Jungferschaften.
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TextGrid Repository (2012). Scheffner, Johann Georg. Gedichte. Gedichte im Geschmack des Grecourt. Der Himmelsweg. Der Himmelsweg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-C2A4-3