[170] Betrachtung

Das kleine Haus, es steht noch an der Stelle,
Wo ich es sonst gesehn vor vielen Jahren,
Seit ich so manches Leid und Freud' erfahren,
Umhergetragen auf des Lebens Welle;
Dieselben Tritt' und Weg' an selber Stelle,
Die kleinsten Dinge, wie sie ehmals waren;
Bemüht die alte Ordnung zu bewahren,
Sorgt noch der Diener, wie er alles stelle.
So bleibt Beschränkung gern in tiefem Frieden;
Wie draußen auch die wilden Stürme toben,
Es lockt die stille Welt da zu verweilen.
Den kühnern Geist hat immer Ruh vermieden;
Will sinnend auch Gefühl die Stille loben,
Er muß auf wildem Flügel weiter eilen.

Notizen
Erstdruck in: Europa. Eine Zeitschrift, hg. von Fr. Schlegel, 1. Bd., 1. St., Frankfurt a.M. (Fr. Wilmans) 1803.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Betrachtung. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D5D9-7