An die Jungfrau

Die hohen Augen werden mich verzehren.
Maria, große Mutter, ach verschone!
Verbirg das lichte Haupt, die Strahlenkrone;
Wie soll ich sonst dem irren Wahnsinn wehren?
Du selber, Heil'ge, mußt mich Sanftmut lehren,
Daß schöner Tod, geweiht vom ew'gen Sohne,
Am Kreuz der Liebe meine Sehnsucht lohne.
Was ich beginne, muß die Glut vermehren.
So blicke wieder und dann laß mich sterben! –
Wie eilt' ich schnell durch dieser Erde Schwächen!
Früh oder spät muß alles so verderben.
Aus Liebe einzig floß, was ich verschuldet;
In Liebe will das Herz, Madonna, brechen,
Des irre Liebe gnädig du geduldet.

Notes
Erstdruck in: Musenalmanach für das Jahr 1803, hg. von Bernhard Vermehren, 2. Jg., Jena (Akad. Buchhandl.).
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. An die Jungfrau. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D612-0