Die Verhältnisse

Rücksichten sind's, die unsern Blick berücken;
In Absicht jede Aussicht gleich erkalten,
Bis wir, eh' wir uns umgesehn, veralten,
Und beugen dann, von Einsicht schwer, den Rücken.
Roh scheint's, der Erde Blumen grade pflücken.
Wir möchten fein der Schonung Linie halten,
Der Liebe Leben künstlich klug verwalten,
Verständig und mit Anstand uns erdrücken.
Wir sollen unbekannte Größen wählen,
Es sind zu wenig Gleichungen gegeben,
Drum hatt' und hat's ein sonderbar Bewendnis;
Denn, weil wir endlos rechnen, zweifeln, zählen,
Wird uns das klare, leichte, freie Leben
Ein einzig vielverschlungen Mißverständnis.
Tapfer verhalte dich stets; so ist dein das beste Verhältnis,
Kannst du gelassen es sehn, wie sich verwickelt das Volk.

Notizen
Erstdruck (Sonett) in: Musenalmanach für das Jahr 1803, hg. von Bernhard Vermehren, 2. Jg., Jena (Akad. Buchhandl.). Erstdruck (Distichon) in: Musenalmanach für das Jahr 1802, hg. von Bernhard Vermehren, Leipzig (Sommer).
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Die Verhältnisse. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D872-6