6.

Aber auch sonst ist der Mund nicht unthätig; [420] im traulichen Gespräche wird die Arbeit der Hände verkürzt. Gegenstand der Unterhaltung bildet selbstverständig die gute alte Zeit und die saure harte Gegenwart, die geselligen Sitten und Gebräuche der Vergangenheit, die Erlebnisse der Groß- und Urgroßältern, zwischen hinein gewürzt mit geheimnißvollen Dingen von Geistern und Geisterspuck, von abergläubischen Künsten zu Frommen und Schaden, was um so schauerlicher anzuhören ist, je düsterer die Beleuchtung, und sollte der Faden des Gespräches auszugehen drohen, so lenkt die christliche Liebe, in der man des Nächsten gedenkt, erst in das rechte Fahrwasser, und es ist schwer, ein Urtheil zu fällen, was hurtiger läuft, das Rädchen oder das Zünglein. Sitzt eine Alte im Kreise, vermag sie allein die Zünglein zur Ruhe zu bringen, wenn sie unter der Bedingung Märchen aus alten Zeiten oder »Manla« erzählt, daß die lebhafte Jugend recht fleissig drauf losspinnt und ihr nicht darein redet.

Zeitweise wird zum Schnurren des Rädchens ein Liedchen gesungen.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 6. [Aber auch sonst ist der Mund nicht unthätig; im traulichen Gespräche]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-ED2F-6