Von Brandenstein

Präsident von Brandenstein, natürlich Preuße,
– Was nach folgendem ganz selbstverständlich –
Fuhr auf Kosten seines Staates erster Klasse,
Und da ärgerte ihn etwas schändlich.
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Nämlich vis-à-vis von ihm, da saß ein Kärel
Gleichfalls gratis. Bürgerlich in Kleidung,
Röllchen, Jägerhemd und keine Bügelfalten,
Und was sonst noch dient zur Unterscheidung.
Dieser Kärel rauchte! Rauchte 'ne Zigarre,
Wie sie Brandenstein noch nie gerochen!
Glauben Sie, daß er um die Erlaubnis fragte?
Nee! Der Kärel hat keen' Ton gesprochen.
Hielt das Kraut vergnügt von sich mit dicken Fingern,
Und man sah die ungeputzten Nägel.
Denken Sie sich Brandenstein in dieser Lage!
Vis-à-vis von einem solchen Flegel!
Na, er wußte gleich Bescheid. Wenn erster Klasse
So was fährt, dann ist's ein Reichstagsbote,
Selbstverständlich einer von der linken Seite,
Volksverführer, Quasselfritze, Knote.
Brandenstein beschwerte sich denn auch sehr bitter,
Und Entrüstung kam aus seiner Schleuse.
Ist es wirklich nötig, noch erst zu versichern:
Dieser Herr sei Junker und ein Preuße?

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TextGrid Repository (2012). Thoma, Ludwig. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. So war's einmal. Von Brandenstein. Von Brandenstein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5050-B