[78] Ferne

O alte Heimath süß!
Wo find' ich wieder dich?
Welch eine Quaal ist dies?
Warum verfolgst du mich?
Warum ertödtest mich?
O ferner Liebesschein,
Glimmst wieder nach mir her?
Soll dies mein Glücke seyn?
Mir fällt das Leid zu schwer, –
Wer denkt wohl meiner, wer?
[79]
Bald' such' ich Linderung
Bei dir, o Thränenguß,
Denk' dann, es ist genug.
Dann denk' ich ihren Kuß
Und daß ich wandern muß, –
Und neuer Schmerz befällt
Die arme treue Brust,
Die Lieb' gefangen hält
Und nicht mehr kennt die Lust –
Mir alles ist vergällt.

Notes
Aus »Prinz Zerbino«. Erstdruck: Jena (Frommann) 1797.
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TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Ferne. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5341-6