[240] Orvieto

Auf steinigem Wege
Ist der Wagen gebrochen,
Und müd' und ermattet
Wandern wir den Fels hinauf
In der glühenden Hitze.
Endlich – was brennt da droben über dem dunkeln Wald? –
Es ist der Wunderdom
Mit Bild und goldner Mosaik geschmückt.
So leuchtet ein Goldpokal freundlich
Dem dürstenden Zecher entgegen,
Und sein Auge trinkt schon vor der Zunge.
Nein, nicht dir allein
Frommer Johann von Fiesole,
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Oder dir, hoher Signorelli, wird hier gehuldigt.
Ei, wie mundet hier der leichte, liebliche Wein,
Den ich in Rom fast verschmäht,
Mit dem Genuß wächst das Verständniß.
So hat doch jedes Wort und jeder schöne Vers
Im Gedicht des Lebens
Die rechte Stelle, wo sie verstanden werden.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Orvieto. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-53DA-E