[73] Wonne der Einsamkeit

O holde Einsamkeit,
O süßer Waldschatten,
Ihr grüne Wiesen, stille Matten,
Bei euch nur wohnt die Herzensfreudigkeit.
Ihr kleinen Vögelein
Sollt immer meine Gespielen seyn,
Ziehende Schmetterlinge,
Sind meiner Freundschaft nicht zu geringe.
Unbefangen
Zieht ihr des Himmels blaue Luft,
Der Blumen Duft
In euch mit sehnendem Verlangen.
Ihr baut euch euer kleines Haus,
Haucht in den Zweigen Gesänge aus
Von Himmels-Ruhe rings umfangen.
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Weit! weit!
Liegst du Welt hinab,
Ein fernes Grab.
O holde Einsamkeit!
O süße Herzensfreudigkeit!
Kommt ihr Beengten
Herzbedrängten,
Entfliehet, entreißt euch der Quaal,
Es beut die gute Natur,
Der freundliche Himmel,
Den hohen gewölbten Saal,
Mit Wolken gedeckt, die grüne Flur:
Entflieht dem Getümmel!
O holde Einsamkeit!
O süße Freudigkeit!

Notizen
Aus »Prinz Zerbino«. Erstdruck: Jena (Frommann) 1797.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Wonne der Einsamkeit. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5465-C