[23] Der Garten

Betret' ich nun des Gartens grüne Gänge?
Wie frisch und lieblich dort die tiefen Gründe!
Die Einsamkeit holdseelig und gelinde,
Wie Chorgesang rauscht hier das Baumgedränge.
Was find' ich an dem blühenden Gehänge?
Wie! Thränen an so manchem bunten Kinde?
Was seufzen denn so bang die Abendwinde?
Wo tönen her so zauberhaft Gesänge?
Sind wohl so spät in Wandrung noch die Bienen?
Schlummern hier Lieder aufgeweckt von Sternen?
Des Waldes Geister, in der Bäume Kronen? –
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Gesangs-Göttinnen, die den Hain bewohnen,
Sind jetzt, herdenkend, weit in andern Fernen,
Drum klagt so Wind, wie Staud', und Baum im Grünen.

Echo.


Thal, Wald muß ihnen dienen,
Sie sind Gesang, und welchen Baum sie denken,
Der muß süßklingend seine Zweige senken.

Notizen
Erstdruck in dieser Sammlung.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Der Garten. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5660-2