[324] Ermahnung

Wachsende reimen.


Mensch, kanst du wol dein thun ohn weh und ach
erwegen? Nein. Darum so bet und wach,
daß dich nicht find der böse geist zu schwach.
Hüt dich, daß nicht hart als stein oder erz
der feind erfind dein hofnungsloses herz
und dan hernach ab deinem verlust scherz.
Wan recht zu thun dir allzeit fremd und and,
und wan für got dein bestes thun ein tand,
so bist du, mensch, in einem bösen stand.
Begehrest du, daß Christ zeuch bei dir ein,
so mach dein herz von allen sünden rein,
so ist es ihm ein angenehmer schrein.
Eröfne doch got deines herzens aub
und merk, weil ja dein leben wie ein laub,
daß für dein heil das mittel ist der glaub.
Demnach von got berufen werden all
durch seines worts weltweit erhörten hall,
so sing auch du sein lob mit lautem schall.
Bet tag und nacht, auf daß er dich, zwar ohn
verdienst, aus gnad mach weis wie schnee und rohn,
und endlich bring mit wohn für seinen thron.

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TextGrid Repository (2012). Weckherlin, Georg Rodolf. Gedichte. Gedichte. Ermahnung. Ermahnung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-945A-9