Es wurde dunkel auf den Gassen

Es wurde dunkel auf den Gassen,
Da schlichen sie ins letzte Haus,
Sie täten stumm die Gläser fassen
Und tranken trübes Bier daraus.
Erst als die Mitternacht gekommen,
Da hat ein Alter das Wort genommen:
»Wohl hab ich lang auf Gott vertrauet,
Denn dieser, sagt man, lenkt die Welt,
Und mit dem Pflug hab ich bebauet
Mein schönes grünumgebnes Feld.
Doch ach, was half der Felder Prangen?
Bin hungrig oft zu Bett gegangen.«
»Und wir, wir führten manche Jahre
Die Spindel schon mit rascher Hand,
Wir spannen Fäden, fein und klare,
Zu warmem wollenem Gewand.
Doch ach, was auch die Hände taten –
Sind selber nie in die Wolle geraten.«
Und andre sehr gemeine Leute –
Man sah's am schlechten schäb'gen Rock –
Sie sprachen: »Fast es uns gereute,
Daß wir gepflanzt den Rebenstock.
Ob lustig sprühn des Weines Funken,
Wir haben selbst nur Wasser getrunken!«
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TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Es wurde dunkel auf den Gassen. Es wurde dunkel auf den Gassen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9775-A