Das eilfte Lied

An die hochädel-gebohrne/ liebsälige Adelmund/ als sie auf der seelig-verstorbenen Rosemund Herrn-hause/ dessen zeichen die Sonne war/ bei abend ihren einzug hielt.


gesetzt durch Johan Langen.

[306] [308]1.
Blitzet ihr himmel/
schwitzet uns regen/
machet getümmel/
lachet mit seegen
unsere wälder und felder doch an.
Glimmert ihr sterne/
tauet ihr lüfte/
schimmert von ferne/
schauet durch klüfte/
schauet auf diesen verdunkelten plan.
2.
Grühnet ihr zweige/
kleidet die linden/
dienet zum zeuge/
schneidet den winden
zügel und flügel was zeitiger ab;
rieselt ihr wällen/
schleichet durch büsche/
grüselt mit kwellen/
reichet uns fische;
sehet der winter sucht schone sein grab.
[308] 3.
Adelmund schauet/
kommet vom morgen/
bradelt betauet/
frommet den sorgen/
die euch/ ihr Schönen der Amstel/ geplagt.
grüsset die Süße/
küsset die füße/
hertzet die finger/
schertzet ihr singer/
daß ihr der Schönsten der Schönen behagt.
4.
Singet ihr Dichter/
flammet ihr lichter;
bringet zur freude
sammet und seide/
kleidet den boden/ da Adelmund steht.
stimmet die seiten
immer bei zeiten;
krümmet die finger/
Stimmer und singer/
weil sich das frohe trompetten anfäht.
[309] 5.
Schöne wilkommen/
kröhne die Sonne/
mache den Frommen
lachen und wonne:
Adelmund/ Adelmund/ ruffet die schaar/
Adelmund nahet/
gehet entfahet
Adelmund alle;
stehet mit schalle;
Glük zu der Schönen Hochdeutschen aldar.

Klage-lied auf das ufer der Seene

1.
Süße Seene/ die fohr diesen
durch die schöhn-begrühnte wiesen
mit verbuhltem stammern schos/
lief und flos/
itzund aber steht befröhren:
und ihr Halb-göttinnen fast
dieses klage-lied zu ohren/
das euch singt ein fremder gast.
[310] 2.
Fug und macht hab' ich zu klagen/
und mein leid Dier fohr zu tragen/
schöner flus; dan du allein
must es sein/
dem ich zeuge meine schmerzen/
welch' ein unmänsch setzt hindan/
und führ hart-verstoktem herzen
nicht begehrt zu hören an.
3.
Wie seid ihrs! ihr Parisinnen/
und ihr freundlichen Seeninnen/
denen sich ein König giebt
gantz verliebt?
die den mund verstummen machen:
und ihr Götter dieser fluht/
die als Götter hört den schwachen
und wie götsen hülfe tuht?
4.
Wie! seid ihrs/ die ohn' erbarmen
mich so hart-bedrängten armen
laßen zaplen in gefahr
gantz und gahr?
Ohren habet ihr zu hören/
aber hände bei zu stehn/
und das übel abzukehren
wollen euch nuhn gantz entgehn.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Das eilfte Lied. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AF82-5