[187] [189]Das fünfte Buch.

Die (1) Einteilung.


Nach dieser tapferen Heldentaht seumete sich Simson unter den Filistern nicht lange. Er begab sich bald aus dem Staube. Es war kein Raht in einem solchen Lande / dessen mächtigen Einwohnern er eine so bluhtige Schnappe zugefüget / noch viel Federlesens zu machen. Es war bei denen / derer Gemühter er wider sich aufgereitzet / nunmehr nicht sicher zu verharren. Er muste sich befahren / sie möchten ihres erlittenen Schadens wegen / an ihm / mit gesamter und gewaltiger Faust / sich zu erhohlen trachten. Und eben darüm war es besser alhier vorsichtig / als verwägen / zu handeln: zumahl weil die Gätliche Almacht ihm seine Wunderstärke / sie zur Unzeit / oder verwägener Weise zu gebrauchen / nicht verliehen.

(2) Es ist auch in Wahrheit gefährlich einen starken / und darzu gezörgeten Feind / wan seine gantze Macht in unzehlbarer Mänge / zuvoraus in einer vorteilhaftigen Gegend seines eigenen Landes / beieinander stehet / anzugreiffen / oder auch seines Angrifs zu erwarten. Vielleicht begunten sich die Filister /nachdem Simson ein guhtes Teil der Ihrigen so unverhuhts / und so tapfer gezauset / in übergroßer Mänge zu versamlen / solchen ihren Verlust / mit algemeiner Hülfe / zu rächen. Und daher handelteSimson sehr klüglich / daß er / bei so gestalten Sachen / weder ihres Anfals erwarten / noch auch selbst einen ferneren Anfal wagen wolte. Ein ehrlicher Abzug ist allezeit besser / als ein gewagter Streit / mit einer schändlichen Niederlage.

(3) So nahm er dan seine Zuflucht zum Stammedes Juda. Alda schlug er seine Wohnung auf in der Steinkluft zu Etan: welches die vornähmste Festung des Landes war. Und dieses / daß er sich eben hierher / unter das Gebiet der Kinder des Juda / und nicht lieber zu seinen eigenen Landesleuten begab /[189] geschahe fürnähmlich aus zweierlei Uhrsachen. Erstlich schien ihn hierzu der Geist GOttes selbst anzutreiben; weil er alhier so wohl / als sonsten ein Vorbild des verheissenen Heilandes der Welt zu werden bestimt war. Darnach wolte er auch dem Stammedes Dans / aus dem er entsprossen / indem er leichtlich gedenken konte / daß ihn die Filister /als einen vermeinten Flüchtigen / verfolgen würden /keine Ungelegenheit über den Hals ziehen.

(4) Also urteilen wir von dieser des Simsons Entfernung: wiewohl man vielleicht wahrscheinlicher sagen könte / daß hierunter zugleich eine sonderliche Kriegeslist verborgen gewesen. Vielleicht verliesSimson das Filisterland aus Vorbedacht /und nur darüm / damit die Filister wähnen möchten / der Muht sei ihm entfallen. Vielleicht wolte er sie / durch eine Scheinflucht / sicher machen sie üm so viel füglicher und unvermuhtlicher zu überraschen. Vielleicht war sein Augenmärk dieselben / die sonsten / durch Furcht und Schrökken schüchtern gemacht /aus ihren Vorteilen niemahls zu bringen / durch dieses Mittel zu bewegen einen starken Ausfal zu tuhn; damit er über sie / mit wiederhohlten Siegen / üm so viel herlicher prangen / und sein Volk aus der unerträglichen so wohl / als schmählichen Dienstbahrkeit üm so viel eher und rühmlicher erlösen möchte.

(5) Und hierdurch ahmete Simson den witzigen Kriegshelden nach. Diese pflegen ihren Feind / so bald sie märken / daß er / aus etwan einer eingejagten Furcht / in seinen Schlauflöchern / da man ihm nichts abzuhaben vermag / sich fort und fort einzuhalten beschlossen / durch einen klugen Kriegesrank in das freie Feld zu lokken. Sie stellen sich zu weichen. Sie brächen als unverhuhts auf. Sie stekken ihr Lager in den Brand. Sie eilen gleich als über Hals über Kopf /mit stiller Trummel / darvon. Und solches tuhn sie darüm / damit der schüchterne Feind Muht schöpfen /und / als flöhen sie entweder aus Mangel der Kriegsmittel / oder aus Verzweifelung / indem sie das Hertz nicht hetten einen Anfal zu wagen / in die Gedanken gerahten / ja in solchen Gedanken den Flüchtigen /mit starker Macht / nachzueilen sich erkekken / und also an [190] denen / die seiner an irgend einem vorteilhaftigen Orte warteten / den Kopf stoßen möchte.

(6) Auf diese und dergleichen Weise wissen kluge Feldherren / damit sie Meister im Felde sein möchten / die Macht des Feindes zu trennen / und mit einem zu schwächen. Aber ich wil nicht für gewis sagen / daßSimson eben ihnen diesen seinen Listgrif abgesehen. Vielmehr darf ich bejahen / daß er ihn etwan von einem seiner Gefangenen dreihundert Füchse gelernet. Diese / weil sie wissen / daß andere Tiere / zuvoraus die Vogel sich für ihnen scheuen / seind so schlau / so verschlagen / und so listig / daß sie sich / ihnen diese Scheu zu benehmen / irgend an einen offenen Ort hinzustrekken / und als weren sie toht anzustellen pflegen. Wan dan die Raben oder andere Raubvogel herzu geflogen kommen / in Hofnung ein Aas zu finden; da erschnappet sie das betrügliche Füchslein /mit einem behänden Sprunge / zusehens / und sättiget sich mit denen / die mit ihm sich zu sättigen gedachten.

(7) Eben so listig scheinet alhier Simson / seinen schüchternen Feind zu betrügen / sich erwiesen zu haben. Eben so schlau und eben so verschlagen war er den furchtsamen Filistern eine blaue Dunst vor die Augen zu mahlen. Ja schier auf eben dieselbe Weise trachtete dieser tapfere Held sie zu überlistigen: indem er / ihnen die Furcht zu benehmen / und zugleich ihre Macht teils zu trennen / teils aus ihren Vorteilen in eine andere Gegend / die ihm gelegener kahm / als ihnen / herauszulokken / sich auf die Flucht begab / oder sich nur also stellete.

(8) Im übrigen darf ich auch noch wohl sagen / daß Simson zugleich darüm sich aus dem Filisterlande wegbegeben; weil es der Großmühtigkeit eines solchen tapferen Heldens / der seine Siege teurer zu kauffen begehrte / nachteilig sein wolte seine siegende Faust an ein Teil solcher feigen Mämmen und Schröklinge / die entweder niemahls zum Stande zu bringen / oder doch solcher gestalt Stand hielten /daß sie sich ungewehret toht schlagen liessen / noch ferner zu legen: indem er / durch einen solchen so gar wohlfeil erkauften Sieg / zwar einen Ruf / aber weder Ruhm / noch Ehre zu erlangen / noch [191] auch zur Herligkeit der Siegesgepränge erhoben zu werden vermochte.

(9) Und also war diese des Simsons Scheinflucht eine Würkung seiner Groß- und Edel-mühtigkeit; die den Filistern dadurch Raumes und Gelegenheit geben wolte / an stat der Furcht und Verzagtheit / der Angst und Bangigkeit / Muht so wohl /als Luft zu schöpfen / und aus enthertzten verzagten Feiglingen zu behertzten muhtigen Kärlen zu werden: damit der künftige Streit zu beiden Teilen preislich /sein Sieg ehrlich / und seine Siegespracht über die Filister herlich sein möchte.

(10) Nachdem nun unser Simson zu Etan angelanget / hielt er sich eine guhte Weile sehr eingezogen. Von der Filister Niederlage / die er ihnen angetahn / schwieg er gantz stille. Die Einwohner musten nichts darvon wissen. Er vertuschete den gantzen Handel. Sein erhaltener Sieg blieb im Hertzen begraben. Seine Zunge war eben so karg in Ausspendung der Worte / als seine Faust milde gewesen in Austeilung der Schläge. Eben so arm war er an Prahlerei /als reich er war an Verdiensten. Es schien seiner Großmühtigkeit zuwider zu sein die Ehre / die er so leichtlich / durch tapfere Tahten / zu erwerben wuste /mit eitelen Worten zu kauffen. Das Selblob stunk ihn an. Der Eigenruhm war ihm verhasset. Und darüm enthielt er sich aller Uppigkeit im Reden / den Verdacht Ruhm- und Ehr-geitzig zu sein zu vermeiden.

(11) Also verhielt sich Simson alhier bei nahe nicht anders / als etwan ein Lehrling in des Pitagoras Schuhle. Selten kahm ein Laut aus seinem Munde. Er redete wenig. Doch wie ungern er selbst redete / so gern hörete er andere reden. Auch war sein meister Zeitvertreib sich am Gesange der Vogel zu ergetzen. Derer gab es üm diese Steinkluft herüm eine große Mänge: daher auch der Ort den Nahmen Etan bekommen zu haben scheinet. Diesen hörete er oftmahls / in Einsamkeit / gantze halbe Tage zu / eben als hette er ihre Stimmen / wie irgend ein Melamp / verstanden. Wiewohl er sonst auf kein Vogelgeschrei achtete / so kahm ihm doch dasselbe / das sich an einem Morgen zutrug / bedenklich vor.

[192] (12) Erstlich kahm ein Steinadler / ich weis nicht woher / nach ihm zu geflogen. Dieser schien so ermüdet / gleich als hette er mit andern Vogeln gefochten. Auch verbarg er sich / als etwan ein Flüchtling oder Verfolgter / in einer Steinritze. Ohngefähr drei Stunden darnach liessen sich nicht weit von Etan zwo besondere Vogelschaaren in der Luft sehen. Die vörderste bestund eben auch aus lauter Adlern / aber von einer andern Gattung; die hinterste dagegen aus unbekanten / doch auch einerlei Raubvogeln. Jene kahm endlich nach der Steinritze zu / darinnen der Steinadler saß; indem diese zurük blieb / und sich in der Luft herüm drehete.

(13) Simson sahe dieser Vogelbegäbnis bestürtzt zu. Er muhtmaßete von Stunden an / daß es ein Vorspiel seines eigenen künftigen Glüksfalles sein solte. Ja er ward noch bestürtzter / als er vernahm /daß die Adler ihren Verwanten / den Steinadler /gleichsam mit Gewalt aus der Steinritze hohleten /und / als einen Gefangenen / nach der zurükgeblieben unbekanten Vogelschaar zuführeten. Diese empfing ihn zwar / mit einem großen Freudengeschrei. Aber es währete nicht lange. Der Steinadler fassete Muht. Er ris sich loß. Er täht einen gewaltigen Schwung / und fiel die gantze Schaar der unbekanten Raubvogel dermaßen grimmig an / ja er pflükte sie solcher Gestalt /daß die herümflügende Federn die Luft schier verdunkelten / und die Vogel selbst bei tausenden / teils an Flügeln und Füßen gelähmet / teils gar toht / auf die Erde herunter fielen.

(14) Dieses Lufttreffen oder Schauspiel der Vogel schaueten auch die Etanner selbsten / bei Hauffen versamlet / mit an. Einieder war verwundert. Einieder begehrte zu wissen / was es bedeuten würde. Es fielen mancherlei Deutungen. Es ereigten sich vielerlei Meinungen. Der eine fällete dieses Urteil / der andere jenes. Der eine riet hier- der andere dort-hin. Jener deutete so / dieser anders. Gleichwohl traf keiner die rechte Deutung. Niemand gedachte / daßSimson der Steinadler / die unbekante Vogelschaar das Volk der Filister / ja die Adlerschaar selbsten das eigene Volk der Kinder des Juda sein solte.

[193] (15) Unter währenden diesen Urteilen schlich sichSimson auch mit unter die Mänge des Volkes. Er lauerte / wie ein lauschender Fuchs. Er horchete dem Geflister zu. Er hette gern gewust / ob auch irgend einer diese Wunderbegäbnis auf ihn deuten möchte. Aber er fand keinen. Keiner zielete mit seinen Gedanken so gerade zu. Keiner / auch nicht einer traf das rechte Ziel / ja nicht einmahl die Zielscheibe. Alle schossen so weit darvon weg / daß niemand das Geheimnis erreichte.

(16) Etliche spanneten auch den Simson mit an. Weil er in ihre Zeche gekommen / solte er sein Gelahk mit auflegen. Er selbst solte seine Meinung eröfnen. Von ihm wolte man die Deutung erfahren. Aber sie gerieten vor eines Harthörigen / wo nicht gar Stummen Tühre. Der sich selbst nicht verrahten wolte / war Simson. Sein eigener Verrähter zu sein kahm ihn ungelegen. Und darüm stellete er sich gantz fremde. Er lies sich nicht des geringsten verlauten. Er gebährdete sich eben als einer / der nichts wüste /noch auf dasselbe / was vorgegangen / acht geschlagen.

(17) Unterdessen ward den Filistern angesagt:Simson sei landflüchtig geworden: er dürfe sich bei ihnen länger nicht trauen: er habe sich / aus Furcht / sich möchten den Verlust / den er ihnen zugefüget /mit gesamter Macht rächen / aus ihren Grentzen gemacht. Ja man fügte noch dieses hinzu: er sei in eine Festung des Jüdischen Landes gewichen / sich alda für dem Anfalle seiner Feinde zu versichern.

(18) Nichts war ihnen lieber zu hören / als dieses. Keine Zeitung war ihnen erfreulicher / als die ihnen des Simsons Flucht verkündigte. Dieses war das rechte Wundkraut / die rechte Waffensalbe / die ihre vom Simson zugefügte Wunden heilen konte. Dieses war ein Artzneimittel / das ihr geschwächtes Hertz wieder zu stärken / und ihnen ihren verlohrnen Muht wieder zu bringen vermochte. Nunmehr gaben sie der Furcht den Scheidebrief. Nunmehr verbanneten sie die Verzagtheit. Nunmehr wolten sie Schröklinge /Schöchterlinge / ja Feiglinge genennet zu werden aufhören / und den Nahmen der Tapferen / der Muhtigen / der Unerschrokkenen zu führen beginnen.

[194] [196](19) So war dan dem Simson sein listiger Fund / sein behänder Krigesrank so wohl / wie er selbst wünschte / gelungen. So hatte er diejenigen /die / in seiner Gegenwart / vor Schrökken gleichsam erstarret und erstorben / ja auf ihte Rache nicht einst bedacht waren / durch seine Scheinfrucht so weit gebracht / daß sie an ihm alle zu Rittern werden wolten. So schrieben sie dan in aller Hast / weil ihr wiedergeschöpfter Muht / noch in seiner ersten Hitze war /einen Kreustag aus. Die fünf Kreusfürsten des Filisterlandes kahmen eilend zusammen. Man berahtschlagte sich / in unterschiedlichen Versandungen / wie man den flüchtigen Simson verfolgen / und zum Stande bringen solte. Man war auf Mittel bedacht / wan etwan die offenbahre Macht wider ihn selbst / seiner mächtig zu werden / nicht angehen wolte / durch einen sonderlichen Rank ihn zu überlistigen / und dermaßen zu verstrükken / daß er tantzen müste / wie man ihm vorpfiffe.

(20) Die meiste Stimmen gingen zwar dahin / daß man von Stunden an mit einer mächtigen Heerskraft ihm nacheilen solte. Man solte straks vor Etan rükken. Zauderte man / und verzöge länger / so möchte der Flüchtling seine Flucht anders wohin nehmen. Der Verzug sei alhier schädlich. Durch das lange Zaudern möchte man veruhrsachen / daß er sich weiter von ihnen entfernete. Er sei ein verschmitzter / durchtriebener / schlauer Fuchs / der seinen Balg zu bewahren listig genug were. Itzund hette man ihn noch in der Nähe. Itzund sei er in der Falle: da man nichts anders tuhn dürfte / als sie zu versperren / und über ihm die Schlünge zuzuziehen. Wan er ihnen von dar entwischete / würde man ihm vergebens nachtrachten.

(21) Etliche fügten hinzu: Simson were ja ein Mensch so wohl / als andere. Er sei nur ein einiger Man / und darzu ein solcher / der nunmehr seine Manhaftigkeit / zusamt dem Muhte / verlohren. Er habe nur ein einiges Hertz / und darzu ein solches / dem nunmehr seine Hertzhaftigkeit entfallen. Er sei nur ein einiger Fremdling / der im Filisterlande sonst nichts zu sagen / als wessen er sich / durch seine so tolkühne / so frefelhaftige Wühterei / Selbsten angemaßet. Warüm man dan / diesen einigen Fremdling /diesen einigen Kärl / dessen [196] Hochmuht und Grausamkeit bisher so hoch gestiegen / daß er nicht nur ihr Herr / sondern auch gar ihr Hänker zu sein so verwägener Weise sich unterstanden / bei so gewünschter Gelegenheit / aus dem Wege zu reumen / sich noch lange bedenken wolte? Eine Zeit lang hetten zwar dieFilister sein Joch abzuschütteln verseumen müssen / weil es ihnen so schweer auf den Hälsen gelegen / daß ihnen keine Muße nur Ahtem zu schöpfen / viel weniger Widerstand zu tuhn vergönnet worden. Doch nunmehr sei die Zeit gebohren / da man / die vorige schändliche Tumheit / die einen solchen einigen Landleuffer / sie mit gantzen Mängen auf die Schlachtbank zu schleppen / veranlaßet / abzulegen /und gescheider zu werden Gelegenheit genug bekähme.

(22) Aber einer von den Fünffürsten fing hierauf folgender Gestalt an: man müste behuhtsam in dieser Sache verfahren. Man müste vorsichtig handeln. Man müste solcher Gestalt nicht zuplumpen / daß man Verlust und Schimpf / Schaden und Schande darvon trüge. Es sei zwar alles wahr / was sie sagten: doch sei es auch wahr / daß Simson ein solcher Man were / den man / selbst mit eisernen Handschuhen /nicht antasten dürfte. Die Erfahrung bezeugte genug /was seine übermenschliche Stärke vermöchte. Und darüm müste man auf andere sichrere Mittel bedacht sein. So plumplings ihn anzufallen were nicht rahtsam. Man müste sich bemühen die Heupter des Jüdischen Volkes / unter derer Gebiet er sich begeben /entweder mit guhten / oder mit Dreuworten zu bereden / daß sie ihn ihren Händen gebunden überantworteten. Auf solche Weise weren sie vergewissert / daß er ihnen keinen Schaden mehr zuzufügen vermöchte. Und alsdan könten sie mit diesem ihrem Wühtriche /ja mit diesem mehr als verteufeltem Menschen / seinen Ubermuht zu stürtzen / nach eigenem Belieben das Garaus spielen.

(23) Hiermit war der Endschlus getroffen. Hiermit nahm das Rahtschlagen ein Ende. Ja hiermit war die Glokke / die dem Simson zu Grabe leuten solte /gegossen. Iederman stimmete mit zu. Iederman freuete sich über diesen so großmühtigen Anschlag. Ja sie frohlokketen dermaßen / als hetten sie den [197] gebundenen Simson schon in ihren Händen. Etliche waren zugleich auf Strükke bedacht / die stark genug sein möchten ihren algemeinen Feind zu binden. Andere bekümmerten sich schon / was für einen Tod man ihm antuhn solte. Die gewöhnliche Weise Menschen hinzurichten / sagten sie / were für einen solchen greulichen Wühterich alzuguht / alzugnädig / alzuehrlich. Eine gantz ungewöhnliche / gantz grausame / gantz schänd- und schmähliche müste von neuem erfunden werden.

(24) Also bekümmerten sie sich üm die unausgebrühteten Küchlein / ja selbst üm die ungelegten Eier / eben als jener Meisterkoch / wie man sie zurichten solte. Also berieten sie sich / wie die Herren von Schilde / was man dem Kräbse / den sie noch nicht gefangen / für einen Tod antuhn solte. Also hielten sie Raht / eben als die Rahtsherren von Witzenburg über jene vor ihrer Festung liegende Roche / wie sie aus dem Wege zu reumen; da sie doch niemand / als einen so stachlichten Feind / antasten durfte. Ja ihre Gedanken waren mit so vielerlei Anschlägen geschwängert /und so aufgeblasen / wie jener aufgeblöhete trächtige Berg / der endlich nichts / als ein einiges lächerliches Meuslein gebahr. Es ward / in ein Wort den gantzen Handel zu fassen / aus allen ihren aufgeschwollenen Rahtschlägen zuletzt nichts / als ein schimpflichesPfudichan.

(25) Solchen großmühtigen Rahtschlus nun auszuführen brachte man in der Eil ein Heer von etlichen tausend Kriegsleuten zusammen. Hierzu warden die kühnesten / die tapfersten / die ansehnlichsten der Eingebohrnen erkohren. Nichts / als lauter versuchte Helden / die ihrem Feinde die Spitze zu bieten / ja selbst abzubeissen gewohnet / wolte man haben. Nichts / als eitel Muhtlinge / als eitel Tapferlinge / als eitel Wagehälse / warden zu diesem Kriegszuge genommen. Ja man stellete selbst vor iede Heerschaar /ihr Ansehen üm so viel erschröklicher zu machen / allezeit ein Glied Enakskinder. Diese solten ohne Zweifel / durch ihre so ungeheure Grösse / so ungemeine Stärke / den Filistern zu Schutzwehren dienen.

(26) Mit dieser Heersmacht brach man plötzlich auf. Man zog trotziglich fort. Man rükte gantz unvermuhtlich / ohne einigen vorangeschikten Heerold / auf das Jüdische Land zu. [198] Alda schlug man / in den Grentzen / das Läger auf. Man stellete sich / als hette man vor einen feindlichen Einbruch zu tuhn; und hierzu ward auch die Anstalt schon gemacht. Die Heupter des Jüdischen Volkes erschraken hierüber nicht wenig. Es kahm ihnen dieses Beginnen gantz unverhoft. Daher wusten sie nicht / weder was sie tuhn /noch was sie sagen solten. Sie konten nicht begreiffen / aus was für einem Einflusse diese Kriegesfluht auf sie zugeströhmet kähme.

(27) Weil nun keine Zeit da war sich lange zu bedenken / so schikten sie zur Stunde Gesanten zu den Filistern / die Uhrsache eines so unversehenen /als unverschuldeten Uberfalles zu erfahren. Denen ward geantwortet: man hette diesen Kriegeszug nicht unversehens / noch ohne gegebene Uhrsache begonnen. Schon vorlängst hette sie Simson / durch seinen übermachten Frefel / gleich als bei den Haaren darzu gezogen. Bisher hetten sie zwar durch die Finger sehen / und sich erbärmlicher Weise zausen laßen müssen; weil ihnen Gelegenheit und Macht gemangelt sich zu rächen. Ja sie hetten schier alzulange stille gesessen. Schier alzulange hetten sie diesen Muhtwillen / diesen Unfug / diese Wühterei erduldet. Aber nunmehr sei die Zeit ihrer Rache gebohren. Nunmehr hetten sie beschlossen / sich / ihres Schadens wegen / an ihnen zu erhohlen; weil derselbe / der sie beschädiget / nicht allein aus ihren Bluhts- und Bundes-verwanden entsprossen / sondern auch bei ihnen selbst seinen Unterschleuf hette.

(28) Die Gesanten des Jüdischen Stahts trachteten zwar ihre Heupter auf das beste zu entschuldigen: indem sie vorwendeten / sie hetten von allem / wasSimson bei den Filistern irgend möchte verübet haben / nicht die geringste Wissenschaft. Viel weniger weren sie / noch iemand anders aus dem gantzen Stamme des Juda zu bezüchtigen / daß er von daraus zu solchem Muhtwillen angereitzet worden / oder einigen Vorschub empfangen. Zudem hette man den Filistern / als Oberherren / die aufgelegten Schatzungen iederzeit willig entrichtet. Auch were man ihnen in keinem Dinge zuwider / sondern vielmehr in allem zu willen gewesen. Daß nun Simson sich mit der Flucht unter ihre Bohtmäßigkeit begeben / da [199] könte man nicht vor. Die Stahtsheupter wüsten auch darvon noch zur Zeit nichts. Und also hetten die Filister gantz keine rechtmäßige Uhrsache / die so gar Unschuldigen mit Kriege zu über ziehen.

(29) Aber mit allen diesen Entschuldigungen / mit allen diesen auf die lautere Wahrheit gegründeten Gegenwürfen richteten sie gleichwohl nichts aus. Es half alles gantz nichts / was sie / den Krieg abzuwenden /vorwendeten. Die Filister blieben gleichwohl noch immerzu fest und steif auf ihrem Vorsatze stehen. Das Haus des Juda / sagten sie / hette sich /dieses allerrechtfärtigsten Krieges wegen / über niemand anders zu beschweren / als über den einigenSimson: der itzund / nachdem er sie so gar hoch beleidiget / daß seine Beleidigungen kein Ziel / noch Maße gehabt / unter desselben Beschirmung sich aufhielte. Der einige Simson sei es / den man suchte. Er allein were das einige Ziel / das man zu erreichen /ja gar zu vertilgen trachtete. Weil nun dieses Ziel itzund nirgend anders zu finden / als im Jüdischen Lande; so würde freilich dasselbe mit dem Simson / als die Zielscheibe mit dem Ziele / zugleich herhalten / und den angedreueten Schus ausstehen müssen.

(30) Hierzu fügten sie noch dieses. Die Filister könten anders nicht tuhn / wan sie das unerträgliche Joch des Simson einmahl abstreiffen / und dieses vierschröhtigen verteufelten Unmenschen / in den alle Geister aus der Hölle gefahren zu sein schienen / loß sein wolten. Ja sie würden gezwungen diesen ihren algemeinen Feind / durch des Jüdischen Volkes algemeine Niederlage / zu erlegen: weil man ihm sonst / seiner so gar gewaltigen ungeheuren Stärke wegen / dadurch er ein mächtiges Riesenheer selbst trotzen dürfte / in einem absonderlichen Streite / keines Weges obzusiegen vermöchte.

(31) Durch diese und dergleichen Scheindreuungen trachteten sie das Jüdische Volk zu überpochen / und in ein solches Schrökken zu jagen / daß sie ihnenden Simson üm so viel williger / ja von sich selbst / und zwar gebunden ausantworteten. Dahin allein zieleten auch alle ihre Gedanken. Dahin gingen alle ihre Anschläge. Dieses war ihr einiges Begehren:[200] wiewohl sie es öffendlich nicht sagen durften; weil sie sich ohne Zweifel ausgelachet zu werden befahreten /daß sie mit einer so mächtigen Krieges-rüstung /nichts anders auszurichten / als bloß allein einen Gebundenen abzuhohlen / angezogen kähmen.

(32) Niemand trotzet und pochet mehr / als ein Verzagter / wan er märket / daß man sich für ihm fürchtet. Niemand ist übermühtiger / als ein Feiger /wan er siehet / daß er mit einem Schüchternen zu tuhn hat. Ein solcher ist eben / als ein klaffender Bauerhund / der es nicht eher wagen darf einen Bätler zu verfolgen / viel weniger anzufallen / als wan er siehet / daß er / aus Furcht / für ihm lauffet. Alsdan eilet er erst / mit großen Sprüngen / hinter ihm her / nicht an ders / als wolte er ihn straks zerreissen. Kehret aber der Bätler sich wieder nach ihm zu / ob er schon stehen bleibet / und ihm seinen Bättelstab nur weiset; dan nimt er / mit noch viel grösseren Sprüngen /gleich als flügende die Flucht / ja schreiet zugleich für großer Angst / als hette der Schlag oder Wurf ihn schon getroffen.

(33) Solche tapfere Leute waren auch die Filister. Weil sie sahen / daß die Jüdische Völkerschaft sich für ihnen scheuete / daß sie / aus Furcht üm schönes Wetter baht; da war niemand / der mehr schnauben / schnarchen / pochen / und trotzen konte / dan eben sie. Und hierdurch gelangten sie auch vollend /und so leichtlich / als sie selbsten wünschten / zu ihrem verlangten Zwekke. Die Heupter des Jüdischen Stahts / samt allen Einwohnern / erschraken nicht wenig / als ihnen die Dreuworte eines solchen Volkes / dessen wühterische Herschaft sie seine Grausamkeit eine lange Zeit her genugsam fürchten gelehret / so uhrplötzlich zu Ohren kahmen. Der Muht / der bei währender ihrer Leibeigenschaft schon zu erschlappen gewohnet / entfiel ihnen vollend so gar / daß sie wider dieselben / unter derer Gewaltzwange sie zappelten /zum Schwerte nicht greiffen durften.

(34) So hatten die Filister gewonnenes Spiel. Die Oberheupter des Jüdischen Stahts krochen zum Kreutze. Sie begingen eine schändliche Tohrheit. Auf das höchste warden sie undankbahr / untreu / und ehrvergessen. An stat / daß sie ihren [201] von GOtt bestimten Richter / ja Erlöser und Heiland mit gewafneter Hand hetten beschirmen sollen / erbohten sie sich selbst ihn zu verrahten / ihn zu verkauffen / ihn in der Filister Gewalt zu schaffen. Sie selbst wolten hinziehen ihn zu greiffen / ihn zu binden / und in ihr Läger zu führen. Sie / die Filister / solten anders nicht eine Hand anschlagen / als ihn aus ihrer Hand zu empfangen. Der Jüdische Staht solte / durch seine Völker / alles allein tuhn.

(35) Niemand war froher / als die Filister /denen ihr Anschlag so wohl gelungen; denen ihr Trotz einen so gewünschten Ausschlag erworben. Sie versicherten zugleich die Unterhändler aus dem Stammedes Juda / sofern sie ihr Anerbieten erfülleten /und ihnen den Simson gebunden aushändigten /daß sie alsdan nicht allein friedlich abziehen / sondern auch mit den Eingesässenen des Jüdischen Stahts einen ewigen Bund / zu unterlicher unzerbrüchlicher Freundschaft / aufrichten wolten. Ja sie weren gesonnen / zur Bestätigung solches Bundes / durch das Bluht des Simsons dieselbe Feuersbrunst / die zu ihrem algemeinen Verderben albereit zu flammen begonnen / gäntzlich zu dämpfen. So warden danHerodes und Pilatus Freunde.

(36) Imfal sie aber / setzten sie hinzu / ihr Anbot zu volziehen verseumeten / und den Simson etwan / aus Verweilung oder Achtloßheit / entschnappen liessen; alsdan solte Schwert und Feuer ihre geringste Strafe sein. Alsdan wolte man den Jüdischen Staht mit lauter Niederlagen / mit lauter Verheerungen erfüllen. Eher wolte man nicht aufhören /als bis man alles / Volk und Städte / Männer und Frauen / zu grunde vertilget. Selbst die Kinder solten in der Wiege getöhtet werden. Selbst die Seuglinge solten an der Mutter Brüsten durch die Schärfe des Schwertes fallen. Niemand solte frei ausgehen / auch nicht einer.

(37) Hierauf warden dan aus dem Stamme des Juda von Stunden an drei tausend bewehrter Männer versamlet. Von Stunden an brach man auf. Eilend rükte man fort / und begab sich nach der Etannischen Steinkluft zu. Alda belustigte sich Simson / seiner Gewohnheit nach / eben mit dem Gesange [202] der Vogel /als er dieses Heer im Anzuge begriffen sahe. Straks ahnete ihn / daß es auf seine Haut angesehen. Zur Stunde fiel ihm ein / was sich unlängst in der Luft mit den Vogeln begeben; was sich mit dem Steinadler zugetragen. Und darüm ging er dem Heerszuge selbst entgegen. Er wolte sich gleichsam selbst darstellen: damit man der Mühe / nach ihm zu suchen / nicht nöhtig hette.

(38) Nachdem des Jüdischen Stahts Heerführer den Judaskus und Grus abgeleget / da fing er / ohne weitere Vorsprache / zum Simson straks an. »Wir seind ausgezogen« / sagte er / »dich zu suchen. Wir kommen dich zu greiffen. Unser Befehl ist dich zu binden. Darüm gib dich nur straks gefangen. Sperre dich nicht lange. Du bist in unserer Gewalt. Du bist schon so guht / als gefangen. Hier seind auch schon die Strükke dich zu binden. Du must mit. Da hilft nichts für.«

(39) Weil nun Simson die Uhrsache zu wissen begehrte / fuhr der Heerführer weiter fort. »Du bist ein Friedenstöhrer. Du machest uns Ungelegenheit. Du tuhst nicht was dir / als einem Eingebohrnen des algemeinen Israelischen Stahts / geziemet. Deine Verwägenheit / deine Tolkühnheit / dein Frefel / dadurch du / aus unzeitiger Rache / die Filister uns auf den Hals hetzest / zerstöhret unseren Frieden / unsere Ruhe / unsere Wohlfahrt. Du weist sehr wohl / daßdie Filister über uns herschen; daß wir ihre Gefangene / ja Leibeigene seind. Doch gleichwohl zörgest und erzürnest du sie täglich. Bedenkest du dan nicht / daß wir / als Gebundene / nicht mächtig sein würden uns zu wehren / wan sie uns etwan / deiner Frefelstükke wegen / überfielen / wie sie dan schon beinahe begonnen?«

(40) »Ich gestehe zwar« / fiel ihm Simson in die Rede / »daß ich die Filister zimlich hart und mit scharfen Kämmen gestriegelt. Aber daher haben sie keine Uhrsache den Stam des Juda feindlich anzufallen. Wollen sie sich / als rechtschaffene Leute / an iemand rächen / so mögen sie es an mir tuhn: an mir / sage ich / der ihnen anders nicht getahn / als wie sie erstlich mir tähten; indem sie mich zum höchsten beleidigten.«

(41) »Gleichwohl stehen sie in dem Argwahne« /fing ihm der Heerführer das Wort auf / »daß wir dich darzu angereitzet. [203] Und daß sie solches argwähnen ist nicht fremde: weil sie wohl wissen / daß wir ingesamt / gleich als gefangene Räphühner / in ihren Raubklauen elendiglich zappelen / und nach irgend einer Erlösung seufzende verlangen. Ein Wühterich / der sich beleidigt befindet / gleubet gar leichtlich; daß dieselben / die sein Joch widerwillig tragen / die Beleidigung angestiftet: zumahl wan der Beleidiger ihnen verwand / oder bei ihnen seinen Aufenthalt hat.

(42) Wie nun dieses wahr ist / so ist es auch wahr /daß ein Beleidigter / der einen mächtigen Nachdruk hat / seine Rachbegierde / an wem es ihn müglich dünket / zu sättigen suchet. Ja er rächet sich wo und wie er kan / imfal er nicht kan / wo und wie er solte. Weil die Filister dir nichts abzuhaben vermögen / oder vielleicht aus Hochmuhte / oder aber aus Schaamröhte sich an einen einigen Menschen / dessen mächtige Stärke sie kennen / mit etwan einer gewaltigen Kriegsbereitschaft nicht machen wollen / oder auch nicht dürfen; so dreuen sie solches an uns zu tuhn: weil du uns nicht allein mit Bluhtsfreundschaft verwant werest / sondern auch noch darzu deinen Unterschleuf bei uns / als deinen Verhetzern / hettest. Ja sie wollen lieber am gantzen Stamme des Juda ihr Mühtlein kuhlen; indem sie desselben Einwohner /als Aufwügler / auf derer Anstiftung du wider sie aufgestanden / beschuldigen.

(43) Was ich alhier sage / rühret aus keiner bloßen Muhtmaßung her. Wir seind noch itzund erstaunet: noch itzund gällen uns die Ohren von den erschröklichsten Dreuworten / welche sie wider uns ausgelaßen: indem sie uns vorhielten / daß ihr Rachzorn /der sich wider dich entzündet / über uns / als Anstifter und Beschirmer deiner Boßheit / auf das allergrimmigste sich ausstürtzen solte; sofern wir ihnen nicht behülflich sein würden ihn über dich auszugüßen. Darüm kan uns dan niemand verdenken / wan wir unsere algemeine Wohlfahrt der absonderlichen deinigen vorziehen.

(44) Einen einigen Menschen zu erhalten mus ja die Erhaltung eines gantzen Stahts mit nichten verwahrloset werden. Es ist allezeit besser / den Abschnit eines einigen Gliedes erdulden / als üm dessen Willen den gantzen Leib laßen verlohren [204] gehen. Wan es ie scheinen möchte / daß wir wider die Schuldigkeit / damit wir dich zu beschirmen verbunden / gehandelt; so wird die Pflicht / die uns zur Erhaltung des gantzen Stahts noch vielmehr verbindet / unsre Verrähterin sein. Es were gantz unbesonnen gehandelt / wan ein Abgematteter / und darzu Gefesselter / dem es an Macht und Muhte mangelte / mit einem Starken und Mächtigen / der beide Feuste frei hette / zu streiten sich unterfangen wolte. Wir seind / wo nicht an Händen und Füßen / doch an Macht und Muhte gefesselte Leute. Darüm tähten wir töhricht / wan wir der freien Gewalt und dem Befehle der Filister uns widersetzten; und üm deinet willen uns ihre Waffen über den Hals zögen.«

(45) Weil nun Simson / aus Eingebung des Geistes GOttes / wohl wuste / was ihm und den Filistern begegnen solte; so gab er hierauf / mit einem gantz freudigen Muhte / zur Antwort. »Mit eurem Verderben« / sprach er / »ist mir nicht gedienet. Euer Untergang kan mir nichts helfen. Unter einem so gefährlichen Schutze wil ich meine Sicherheit nicht suchen. Unter einem so töhtlichen Schatten wil ich nach meiner Beschirmung nicht trachten. Vielmehr solte mein Tod das Lösegeld sein für eure Freiheit / für eure Wohlfahrt; wan diese hierdurch zu erkauffen stünden. Bedenket euch dan nicht lange dasselbe zu tuhn / was ihr zu tuhn gezwungen werdet. Bekümmert euch nur nicht / daß der Nohtzwang euch treibet mich den Filistern zu übergeben. Ich / weil ich den Willen GOttes / und sein Vorhaben / in dieser Sache /wohl weis / bin hierzu willig.

(46) Wüstet ihr dieses / ja wüstet ihr / was der Himmel über sie beschlossen / ihr würdet euch für den Dreuworten dieses entrüsteten / wiewohl sonst ohnmächtigen Völkleins / das nur ein Schaum / ein Auskehricht von andern Völkern ist / nicht entsetzen. Das Buch der Schlüsse GOttes ist mit dunkelen Buchstaben geschrieben. Das Verzeichnis seiner Vorsehung ist sterblichen Augen unleserlich. Menschlicher Verstand verstehet auch beider Sprache nicht: es sei dan / daß ihn GOTT darzu erleuchtet. Köntet ihr diese zwo GOttes eigenhändige Himmelsschriften /darinnen alles / was so wohl GOtt / als die [205] Menschen untereinander verrichtet / und noch täglich verrichten /verfasset stehet / mit erklährten und von GOtt selbst gleichsam gelehnten Augen und Verstande / durchschauen; so würde gewislich euch unverholen sein /daß die Almacht GOttes diese Bösewichter / als seine und unsere Feinde / spohrenstreichs in ihr eigenes Verderben zu rennen / eben itzund wo nicht selbst antreibet / doch durch ihre Boßheit angetrieben zu werden verhänget.

(47) So fanget mich dan nur immerhin. Bindet mich nur immerhin. Führet mich nur immerhin /wohin ihr mich zu führen versprochen. Aber schwöhret mir zuvor / daß ihr mich nicht töhten /noch mir wehren wollet. Lebendig / wiewohl gebunden / solt ihr mich ihnen aushändigen. Ich weis schon / was ich tuhn wil. Ich wil ihnen solcher Gestalt mitfahren / daß sie in der Taht erfahren sollen / ich habe /mit dem ersten Geisteinhauchen / nur zu dem Ende das Leben empfangen / daß ich eine lebendige Geissel / eine lebendige Striegel dieser losen Völkerschaft sein solte / ja ihnen den Machtstab der Herschaft selbst / deren sie sich über eure Freiheit gewalttähtig angemaßet / aus der Faust rükken. Und eben darüm ist meine Rache / die ich albereit wider sie ausgeübet / ungleich grösser und Schärfer gewesen / als sie /nach dem ebenmaße des Unrechts / welches sie mir zugefüget / sein sollen.

(48) Aber ich wil sie nunmehr / da sie / mit einer so gewaltigen Zurüstung / auf meinen Tod lauern / noch viel härter antasten. Ich wil sie so geisseln / so peitschen / so striegeln / so räffeln / so hecheln / so zerpoken / so zerplauen / so zerstauken / daß sie es fühlen /ja mit Leidwesen gewahr werden sollen / solche ihre Zurüstung sei ihnen selbst / und nicht mir zum Tode gediehen. Dis Ungewitter / das wider euch aufgezogen ist / wil ich / durch meine Stärke / bald zerschlagen /bald verjagen. Ja ich wil die Filister Schlagende schlagen / ich wil sie so schlagen / so wil ich sie klopfen / so wil ich sie zermalmen / daß keiner / wan es mir beliebet / auch nicht einer / es nachzuerzehlen /entrinne.«

(49) Mit diesen letzten Worten / die als ein Donner von seiner Zunge rolleten / und gleich den Donnerkeulen aus seinem [206] Munde brummeten / begunte die Peitsche seiner Rache schon zu klatschen / Ja die Kraft / die in ihm zu streiten pflegte / begunte sich schon zu bewegen. Seine gantze Gestalt entstellete sich. Alle seine Gebährden veränderten sich. Sein gantzes Wesen ward erschröklich. Seine Wangen feuerten. Seine Stirne glühete. Sein Ahtem hitzete. Seine Augen flammeten / wie die Augen eines ergrimmeten Leuens. Er schüttelte die Aerme / wie ein muhtiger Kampfhahn die Flügel / wie ein gezörgeter Leue die Mähne. Alles / was an und in ihm war / rüstete / wo nicht vielmehr entrüstete sich dermaßen / als hette er seine Feinde schon erblikket.

(50) Uber solchen so erschröklichen Anblik entsatzten sich dieselben / die ihn zu binden bestimt waren / so heftig / daß sie nicht herzunahen / viel weniger ihn angreiffen durften. Ja sie entsatzten sich noch vielmehr / und warden zum höchsten bestürtzt /als sie sahen / daß er selbsten / sich binden zu laßen /so vol Muhtes nach ihnen zutraht: daß er selbsten dieselben Heldenhände / die so manchen Feind geschlagen / die Bande zu empfangen / mit solcher Freudigkeit ausstrekte; eben als hetten sie ihm zur Siegespracht dienen sollen. Auch solten sie es in der Wahrheit tuhn. In der Wahrheit solten sie ihm den Sieg /darüber er mit so vielen Zeichen seiner Tapferkeit zu prangen versichert war / zu wege bringen.

(51) Also ward dan ein zweifacher Strük / der erst aus des Seilers Hand gekommen / und noch niemahls genützet worden / üm dieselben Hände / die würdiger waren den herlichsten Reichsstab der Welt zu führen /geschlagen. Also ward dan derselbe / den man auf den Richterstuhl des gantzen Israelischen Stahts setzen sollen / von seinen eigenen Landesleuten / ja eigenen Bluhts-Freunden ihrem algemeinen Feinde selbst verrahten / ja selbst zugeführet. Also ward dan derselbe /der von GOTT selbsten zum Erlöser und Heilande seines Volkes bestimt war / von eben demselben seinen eigenen Wühterichen / den Filistern / zur Schlachtbank / gefänglich und gebunden ausgehändiget.

(52) Hier sehen wir abermahl an diesem Irdischen Simson ein recht ähnliches Vorbild des Himlischen. Beider Begäbnisse [207] gleichen einander / in diesem Stükke / so eigendlich / als schier ein Ei dem andern. Simson wird alhier durch seine eigene Landesleute / die Jüden / ausgespühret /und verrahten. Dreitausend aus dem Stamme des Juda suchen / fangen / und binden ihn / mit zween Strükken. Das lesset er alles williglich zu. Ja er gehet ihnen selbst entgegen. Sie lohnen ihrem Landesbeschützer / ihrem Erlöser / wie die Welt zu lohnen pfleget. Sie überantworten ihn gebunden in die Bluhtdürstigen Hände der Heidnischen Filister.

(53) Eben also ward der Himlische Simson der Heiland und Erlöser der Welt JESUS /von seinen eigenen Landesleuten / von eben denselben Jüden ausgespühret / und verrahten. JaJudas sein eigener Lehrjünger / muste der Rädelsführer in dieser Verrähterei sein. Der Jüdische Hohepriester lies Ihn ausstankern. Darüm hies er auch /wie er in der Taht war / Kaifas / das ist ein Spührhund. Die ausgeschikten Jüden suchten /fingen / und banden Ihn. Ja Er ward mit zween Strükken gebunden: indem Er zweierlei Leiden / eines innerlich an der Seele / das andere von aussen an seinem allerheiligsten Leibe / damit wir so wohl des Leibes / als der Seelen Säligkeit teilhaftig würden / ausstehen muste. Auch gab Er sich guhtwillig in diese Bande; ja er ging ihnen selbst entgegen: damit Er unsere Sündenbande loß- und unsere Seelen in das Bündlein der Lebendigen einbinden / ja uns selbsten /mit ungebundenen Händen und Füßen / zur ewigen Freiheit / Ihm mit ungebundenen Zungen zu danken /einführen mochte. Sein eigenes Volk schleppete Ihn gebunden vor den Heidnischen Landpfleger / den Pilatus. Man überantwortete Ihn in der Röhmer Hände. So musten sich an Ihm Jüden und Heiden /gleichwie am Simson veigreiffen.

(54) Sobald die Filister von Ferne den gebundenen Simson erblikten / fing ihr gantzes Läger an lautbar und rege zu werden. Das jauchzen /das frohlokken / das Händeklopfen / das hüpfen / das springen hatte kein Ende. Sie brachen straks auf. Zur Stunde zogen sie ihm mit einem großen Getümmel /als unsinnige Menschen / entgegen. Einieder wolte der erste sein dieses lebendige Wunder unüberwindlicher Stärke gefangen / [208] gebunden / bestrükket zu sehen. Einieder schärfete seine Zunge / wetzete seine Lippen ihn mit den allerstachlichsten Hohnworten /und allerspitzigsten Schmaachreden zu empfangen. Ja sie waren alle bedacht mit was für einem schmähliehen Tode man ihn hinrichten solte. Alle verlangten mit übermäßiger Begierligkeit in seinem Bluhte die wühterischen Feuste zu waschen.

(55) Aber sie waren ihm kaum etwas näher gekommen / als sie des Simsons erster Anblik schon dermaßen erschrökte / daß sie schier alle zu stutzen /wo nicht gar zu Bodem zu fallen begunten. Das Wetterleuchten seiner Augen / das Schnauben seiner Nase / das Ahtemblasen seines Mundes / das düstere Gewölke seiner Stirne schienen Vorzeichen zu sein eines heftigen Sturmwetters / das über sie bald ausbrächen würde. Das schütteln seiner Schultern / das schlänkern seiner Arme / das bewegen seiner Feuste / ob sie schon gebunden waren / enthertzte die Behertztesten so gar / daß sie nicht wusten / ob sie warten / oder flühen solten.

(56) Endlich / als sie dieses grimmigen Anblikkes gewohnet warden / schöpften sie gleichwohl wieder so viel Muhtes / daß sie mehr und mehr auf ihn zurükken durften. Da dreueten ihm die Muhtigsten / mit entblößeten Schwertern. Andere / welche die Waffen auf ihn zu zükken nicht behertzt genug waren / gaben der Zunge Luft mit spitzigen Spotreden auf ihn loßzustechen. Unterdessen stunden sie / wie großmühtig sie scheinen wolten / dannoch allesamt auf der Kippe. Alle lauscheten und lauerten / wo es hinaus wolte. Bewegte sich etwan Simson nur einmahl was heftig /da stekten sie zur Stunde Schwert und Pfeiffe wieder ein. Einieder gedachte / nun würde der Schlagetantz /darzu man gepfiffen / angehen. Einieder war auf ein guhtes Reisaus / auf einen sicheren Schlaufwinkel bedacht.

(57) Nachdem nun die zwei Heere / das Filistische und Jüdische / zusammengestoßen / und Simson sich durch ein guhtes Teil der Filister ümringet sahe; da hielt er sich gantz eingezogen. Er stellete sich an / als einer / der Hertz und Muht / Macht und Stärke verlohren. Er schwieg / als ein Fisch. [209] Er stund / wie ein Stok. Er bewegte sich nährlich einmahl. Doch die Augen gingen ihm / und dreheten sich / als eines Uhrwerks Unruhe / von einer Seite zur andern. Und dieses täht er nur darüm / damit er eine deszu größere Mänge lokasen / und in seinen Garn-sak bekommen möchte. Eben darauf lauscheten und lauerten auch seine so unstähtige Blikke.

(58) Wie ein geübter Schütze sein angeschlagenes Vogelrohr / mit vielem Schrohte geladen / nicht eher loßdrükket Feuer zu geben / als bis er / seinen Schus üm so viel reicher zu tuhn / eine große Mänge Vogel auf einen Hauffen versamlet siehet: also wolte Simson den mächtigen Nachdruk seiner Wunderkraft auch nicht eher eusern / als bis er die Filister auf einen Hauffen zusammengedrungen sahe.

(59) Wie ferner ein wohlabgerichteter muhtiger Jagthund / mit niedergebogenem Kopfe / mit eingezogenen Schultern / Lenden / und Beinen / sich dükket /und mit unverwanten Augen auf den Wink seines Herrn / der ihm anzufallen gebieten sol / wartet; ja wie er / sobald dieser Wink geschehen / hurtig aufspringet / von seinem Leitriemen / wo er nicht straks aufgelöset wird / sich selbst loßreisset / und mit eben so schnällen Füßen / als Flügeln ein Vogel durch die breite Luftgegend / über die Felder sich hinschwinget das Wild zu erhaschen: also dükte sich gleichsam auch unser Held / mit eingezogenem Halse / mit zusammengezogenen Schultern und Hüften / und wartete mit wakkeren Augen auf den Götlichen Wink / der ihm / durch innerlichen Antrieb / befehlen solte den Anfal zu tuhn; ja er fiel in der Taht / sobald er diesen Wink / diesen Antrieb spührete / nachdem er sich aus seinen Banden loßgerissen / muhtig auf den Feind zu.

(60) Es schien auch in Wahrheit / als hette Simson alhier / durch den Einzug seiner Gliedmaßen /zugleich seine von GOTT eingepflantzte Kraft / üm so viel stärker und mächtiger zu sein / auf einen Hauffen zusammenziehen wollen: weil er straks darnach /da er seine Zeit erwartet / und den Götlichen Antrieb in ihm märkte / von seinen Banden / mit einem einigen und so gewaltigem Risse / sich loß machte / daß die Strükke nicht anders / als schwache Zwirnsfäden /welche die Lohe [210] versänget / oder als verstokte Strohhälmer / an seinen Händen zerbrachen.

(61) Mit diesen von Simsons Händen abfallenden Strükken / entfiel zugleich den Filistern der Muht. Ja die Furcht überfiel sie dagegen dermaßen / daß sie ihres übermühtigen Prahlens zur Stunde vergaßen. Da ward das Lachen teuer. Da hatte das Frohlokken / das Spotten / das Dreuen ein Ende. Da sahe man das Getümmel in einem Augenblikke gestillet. Da kroch ihnen der Schrik durch alle Glieder. Da zitterten / da böbeten sie / ja erstarreten endlich. Da stunden sie / als lebendige Leichen; wo noch einiges Leben vor handen. Sie waren tohtenblas. Sie schienen als erstorben; wo sie nicht schon gar toht waren. Zum wenigsten hatten sie die Sinligkeit / die Empfindligkeit so gar verlohren / daß sie nicht fühleten / wie ihnen geschahe.

(62) Ich rede nicht von den Verzagten und Feigen; die auch ein flatterndes und klatterndes durch das geringste Lüftlein bewegtes Espenlaub erschrökket. Die allermuhtigsten / die allerkekkesten / die allerverwägnesten selbst traf dieser algemeine Schrik. Ob schon drei tausend gewafneter Kriegsgurgeln / den einigen und darzu gantz Wehr- und Waffenlosen Simson zu verschlingen / in Bereitschaft stunden; gleichwohl durfte sich nunmehr keiner von so vielen erkühnen den Streit anzufangen. Ein ieder scheuete sich das Schwert wider ihn zu zükken; damit er das Verhängnis / seinen Tod zu befördern / nicht etwan zörgete. So hatte sie alle der Schrik übermeistert. So hatte sie alle die Furcht bezaubert. So hatten sie alle die Hofnung / ihm obzusiegen / verlohren; indem sie ihn nunmehr frei und von seinen Banden entbunden sahen.

(63) Weil sie nun nicht stehen / noch streiten durften / auch nicht konten; so war kein besserer Raht für sie / als / an stat der Bluhtfahne / das Hasenfähnlein flügen zu laßen. Und dem zur folge warden sie schlüssig mit der Flucht das Leben zu retten. Auch müste dieses von Stunden an geschehen / ehe sichSimson / der noch ungewafnet war / etwan eines von ihren Schwertern bemächtigte: damit er dan gewislich ein großes Bluhtbad unter ihnen anrichten würde.

[211] (64) Aber diese Feiglinge hatten nicht nöhtig sich zu bekümmern / daß ihnen Simson irgend ein Schwert / wan sie zu flühen verweileten / mit Gewalt aus der Hand reissen / und sich dessen zu ihrer Niederlage bedienen möchte. Ein solcher Held / als er war / dessen Arm die Almacht GOttes selbst auf eine gantz sonderliche / ja gantz wunderliche Weise stärkete / solte sich eines solchen Gewehres / das selbst die enthertztesten Hertzen behertzt / und die ohnmächtigsten Feuste mächtig zu machen pfleget / zuvoraus alhier / da sich GOttes Wundertähtigkeit wolte blikken laßen / nicht gebrauchen. GOtt wolte diesen Heiden / diesen Götzendienern / diesen Verächtern seiner Almacht sehen laßen / wer Er sei / und was Er vermöchte: damit sie mit eignem Schaden klug werden / und gestehen müsten / daß ausser Ihm kein GOtt sei. Und eben darüm muste Simson alhier nicht durch gewöhnliche / sondern gantz ungewöhnliche verächtliche nichtige Mittel eine so große Heldentaht verrichten.

(65) Simson erblikte von ohngefähr alda einen faulen verlegenen Eselskinbakken / den die Feulnis schon so brosch und mürbe gemacht / daß er zu keinem Dinge tüchtig. Nichts konte gewislich verächtlicher und nichtiger sein / als ein solcher abgefleischeter und schier halb verweseter Knochen von einem so tummen / so faulen und trägem Viehe. Gleichwohl hub er ihn auf / und gebrauchte sich dessen an Schwertes stat. Hiermit ermante sich unser Sonneman / als ein Held. Hiermit drung und schwung er sich mitten in den Feind / da er am dikkesten stund. Hiermit zertrente er die Glieder in einem Augenblikke dermaßen / daß das gantze Heer in Unordnung geriet. Ja er hieb hiermit / als mit einem Schlachtschwerte /er schlug hiermit / als mit einem Streithammer / gantze Glieder zu beiden Seiten nieder. Die Streiche / die er gab / waren so gewaltig / und geschahen so geschwinde / daß die Gefälleten schier so viel Zeit nicht hatten sie zu fühlen. So gar plötzlich entfuhr ihnen die Seele.

(66) Ein Schnitter zükket / mit geschwinden Zügen / seine Sichel durch die Hälmer hin. Ein Meier schwänket seine Sense / mit langgehohlten Streichen /durch Graß und Kraut hin. Aber [212] Simson zükte seinen Kinbakken weit geschwinder. Er schwänkte ihn mit weit längeren Streichen. Und hiermit lag sein Schwaht in einem Augenblikke volendet. Ruk und Zug / Knal und Fal war eins. Kaum begunte diese Peitsche seines Zornes zu klatschen / da fielen die Filister hauffenweise schon zu Bodem. Er fing kaum an dieses Schlachtzeichen zu geben / da war der Sieg schon in seinen Händen.

(67) Und also schien Simson sowohl ein lebendiges Ebenbild / als Werkzeug des Todes zu sein: indem er mit seinem Kinbakken / eben wie jener mit seiner Sense / das Leben verkürtzte / ja eine so reiche Leichenärnte verschafte. Wo dieser Kinbakke / demSimsons Wunderstärke so einen gewaltigen Nachdruk gab / hintraf / da ward alles zerschmettert / alles zerknürschet / alles zermalmet. Die Knochen zerknakten / die Haut ward zerklobet / das Fleisch zerknöhtschet / ja die Seele selbst / samt dem Bluhte /mit Gewalt aus dem Leibe getrieben. Einieder Streich / einieder Schlag gab einen Tohten / auch wohl zuweilen zween oder drei zugleich. Ja einieder Schatte seines aufgehobenen Armes / wo er hinfiel / war ein gewisser Vorbohte des Todes.

(68) Etliche bekahmen einen solchen Schlag über den Kopf / daß ihnen hören und sehen zur Stunde verging. Andern ward die Hirnschahle mit solcher Gewalt eingeschlagen / daß das Gehirn / samt dem Leben / herausfuhr. Etlichen ward das Angesicht so zerlästert und so übel zugerichtet / daß es keinem Angesichte mehr ähnlich war. Andere / die den Arm / zur Beschirmung desselben / vorschlugen / behielten gleichwohl ihre Menschengestalt nicht ungeschändet: indem vom Kinbakken der Arm / und von diesem das Antlitz zerschellet ward. Etlichen geriet der Schlag vor die Kniescheiben: die dan / mit zerknikten Kniehen / vor unserem Helden einen Fußfal zu tuhn schienen. Andere / die / mit gebüktem Leibe / dem Streiche zu entweichen gedachten / bekahmen ihn so hart auf den Bukkel / daß sie in die Erde zu sinken / ja zugleich erschlagen und begraben zu werden vermeinten.

(69) Unterdessen stund das Heer des Jüdischen Stahts dichte darbei gantz stil / und sähe diesem wunderseltsamen Schauspiele [213] [215]teils mit Lust / teils mit großer Bestürtzung zu. Keiner von allen hatte die geringste Vermuhtung gehabt / daß ihre Verrähtereiden Filistern zu einer so gar großen Niederlage gedeien solte. Doch / weil es so guht für sie sowohl /als den Simson ablief / wünschten sie dem Obsieger / in ihren Gedanken / tausend und tausend mahl Glük. Ob sie es schon öffendlich nicht sagten / so zeigten ihre Gebährden doch an / daß; sie es den Filistern / als ihren Unterdrükkern / von Hertzen gönten.

(70) Diese / die bisher / aus großer Verzagtheit / so stutzig und tutzig / ja selbst so sinloß gewesen / daß sie auch gar ihr Leben mit der Flucht zu retten vergessen / begunten nunmehr die Würkung der Sinligkeit wieder zu spühren. Nunmehr warden sie erst ihrer übermäßig großen Niederlage gewahr. Nunmehr sahen erst die noch Lebenden / welche das Unglük noch nicht betraf / den großen Hauffen ihrer Erschlagenen. Ja sie sahen / daß Simson ihre Spiesgesellen zu schlachten noch immer fortfuhr / daß auch sie die Reihe bald treffen würde. Daher entschlossen sie sich endlich zu flühen.

(71) Aber es war schier zu lange geharret. Sie flohen zwar: doch nicht ohne Gefahr und Furcht in diesem Augenblikke getroffen zu werden. So nahe schwänkte Simson seinen Kinbakken hinter ihnen her! So nahe war er ihnen auf den Hakken / daß sie ihre Füße / für Angst / fast mehr hinter sich / als vorwärts fortzusetzen schienen. Ja es schien / als weren ihnen die Beine / darnachzu / aus Verzagtheit / das Geblühte gesunken / vol Bleies gegossen. So gar schwerlich kahm ihnen die Flucht an! So gar unbehände waren alle Gliedmaßen! Auch verhinderte zugleich der Angstschweis / dadurch ihnen die Hemder am Leibe klebeten / ihren Lauf nicht wenig.

(72) Also hatte dan Simson / der mit weiten / ja darzu schwippen und hastigen Schritten ihnen nachsetzte / gewonnenes Spiel. Also ging ihm kein Streich / kein Schlag / den er doch allezeit mit unaussprechlicher Geschwindigkeit wiederhohlete / ja nicht ein einiges Augenbliklein verlohren. Die drangsäligen Schröklinge / so oft sie ihn seinen Kinbakken so unaufhöhrlich / als ein Drescher den Flegel / ja selbst mit viel [215] geschwinderem Schwange schwänken /schlänkern / schleidern / und die ihrigen damit so gar ungnädig zerdreschen sahen / verfluchten allemahl dieselbe Kraft / die seinen Ahtem verlängerte / die seinen Arm / seine Lenden / und seine Füße so stärkete / daß er niemahls weder mat / noch müde würde.

(73) Zuweilen streichelte sie die Einbildung / dieser Menschendrescher habe Feierabend gemacht. Er habe sie zu dreschen nachgelaßen. Er sei müde sie zu verfolgen. Aber sobald sie / im Zurükblikken / gewahr warden / daß die Einbildung sie teuschete; da bemüheten sie sich noch vielmehr / als zuvor / ihre Flucht zu beschleunigen. Und indem sie die von Angst und Bangigkeit lassen und schweerfälligen Füsse nicht aufzuhöben vermochten / wie sie gerne wolten / strauchelten / stulperten / und fielen manche plötzlich zu Bodem: da sie dan von ihren eigenen nachlauffenden Spiesgesellen jämmerlich zerträhten /und dem Tode zur Beute warden. Also sahe sichSimson der Mühe sie zu schlachten überhoben. Also muste die Flucht selbsten diesem unüberwindlichen Streiter die Anzahl seiner Erschlagenen mehren. Also musten sie selbsten ihm zur schiersten Beförderung seines völligen Sieges dienen.

(74) Unter währendem Schlagen / Schlachten / und Niedermätschen / ruhete seine Zunge gleich so wenig / als der Arm. Er rief ihnen / zu ihrer Beschimpfung /zu ihrer Hohnekkung / die allerstachlichsten / allerspitzigsten / allerschmählichsten Worte zu: welche sie mehr schmertzten / als die Schläge selbsten. Er schrie den Flühenden ohn Unterlaß nach. »Ihr Blödlinge! ihr Feiglinge! ihr Zaglinge! ihr Schröklinge! Wo ist nun euer Trotz? Wo ist nun euer Heldenmuht? Ihr Aufschneider! ihr Prahler! ihr Großsprächer! ihr Schnarchhänse! ihr Windbrächer! ihr / die ihr dreuetet und pochetet / den gantzen Jüdischen Staht / durch Vertilgung seines Volkes / über einen Hauffen zu werfen; warüm flühet ihr nun / mit einer so mächtigen bewehrten Anzahl Volkes / für einem einigen; und darzu gantz unbewehrten Manne? Pfui! pfui! Schähmet euch doch! Kehret euch doch! wartet doch! Haltet doch Stand!«

(75) Aber dieses Lumpengesinde hatte der Weile nicht sich zu erröhten / ja noch viel weniger ümzukehren / zu warten / [216] und Stand zu halten. Ie mehr Simson rief / ie heftiger bemüheten sich die Filister zu flühen. Sie stelleten sich taub / und noch darzu blind. Sie verstopften die Ohren; die Augen selbst hielten sie zu: damit sie sein Hohnsprächen nicht hören / noch ihre so erschrökliche Niederlage sehen möchten. Ja sie waren auch stum zugleich. Allen schien die Zunge / welche sie kurtz zuvor so tapfer auf den gebundenen Simson loßzogen /gleich als were sie vom Schlage gerühret / gantz gelähmet / wo nicht gar angewachsen. Kurtz / es war al hier für sie keine Zeit zu hören / zu sehen / zu reden.

(76) Dessen ungeachtet fing Simson gleichwohl immerzu wieder an. »Ihr Schüchterlinge« / rief er mit hällem Halse / »ihr Flüchtlinge! für wem flühet ihr? Für wem seid ihr so schüchtern? Dürft ihr nicht ümkehren / so sehet euch doch nur üm. Bildet euch etwan die Furcht ein / daß eine grössere Heersmacht /als ihr selbst habet / im Nachjagen begriffen; ei! so sehet doch / daß ich es allein bin / der euch verfolget. Ihr alberne Tropfen! Ich bin es gantz allein. Ich bin derselbe / den ihr fangen und binden zu laßen / ja wan ihr ihn gefangen und gebunden / in eure Hänkersklauen bekommen / selbst zu erwürgen / mit einer so mächtigen Kriegsrüstung / anher gezogen seid. Ich bin derselbe Simson / der euch schon vor diesem so oft und so tapfer geklopfet / daß ihr auch deswegen / euch an ihm auf das grausamste zu rächen / so große Grumpen vorgabet.

(77) Ihr tummen Eselsköpfe« / fuhr er fort / »die ich auch darum mit keinen andern Waffen / als hiesigem faulen Eselskinbakken / zu züchtigen würdig achte; Wähnet ihr dan / daß ich euch / durch diese Schläge / bloß zum Lauffen / wie irgend ein Eseltreiber die faulen Esel / antreiben / und nicht vielmehr eure Tumheit abzulegen ermuntern wil? Ist es nicht lächerlich / daß ihr so verwägen sein durftet dem gantzen Stamme des Juda Krieg anzukündigen / so fern er mich eurer Grausamkeit / mein Bluht zu sauffen / nicht einhändigte; da ihr doch nunmehr das Hertz nicht habet nur mir allein die Spitze zu bieten? Ja schämet ihr euch nicht / daß ihr euch vermaßet so vielen Spiessen und Schwertern die Spitzen abzubeissen / und [217] nun vor einem einigen elenden Eselskinbakken nicht stehen dürfet? O ihr Eselsgezüchte! O ihr tummes / tutziges Lumpengesinde!

(78) Solte wohl ehmahls / so lange die Welt gestanden / ein einiger Kriegesman / ich schweige so viel / als ihr waret / vor einem so stumpfen / so broschen / und darzu schier halb verwesetem Knochen /als dieser ist / den ich an Schwertes stat führe / geflohen sein / gleichwie ihr tuht? O ihr ehrvergessene Lotterbuben / wie trähtet ihr eure Ehre so schändlich mit flühenden Füßen? Flühet nur wakker! Lauffet nur hurtig! Eilet nur tapfer / weil doch eure Tapferkeit nirgend anders in / als hierinnen / bestehet! Also werdet ihr euren Siegeswagen / darauf ihr über mich zu siegesprangen gedachtet / durch lauter Esel gezogen /und mit Schimpf und Schande / ja mit Hohn und Spotte begleitet sehen. Also werden euch / zu eurer Siegespracht / dieselben Ehrenseulen / da man solche Ehrvergessene / wie ihr seid / zur Schaue pflegt anzuknüpfen / aufgerichtet / ja meine Strükke / damit ihr mich binden liesset / üm eure Hälse geschlagen werden.

(79) Wie schön wird es zu eurem Nachruhme klingen / wan die Gassenlieder von der Filister Verzagtheit und Simsons Tapferkeit selbst bis in die späte Nachwelt hinein erschallen werden? Wie mancher wird lachen / und eurer spotten / wan er in den Geschichten lieset / daß der einige Simson mit einem einigen Kinbakken eines tummen Lastviehes /so vielen tausend Filistern so schmähliche / so töhtliche Bakkenstreiche gegeben? Werden nicht eure Kinder und Kindeskinder selbst euch / als so gar furchtsame feige Mämmen / in euren Gräbern verfluchen? Ja ich sage euch / diese schändliche Niederlage / die ihr selbst durch eure Flucht veruhrsachet / wird man im Buche der Schanden / zu eurer ewigen Schande / so lange die Welt stehet / aufgezeichnet / und auf Eselsheute geschrieben finden.«

(80) Unter diesen verzagten Flüchtlingen waren auch selbst die Riesen / selbst die Enakskinder; welche die Filister / ihr Heer üm so viel erschröklicher zu machen / gedinget. Einen von ihnen / der über zwölf Ellen groß / und einen Spies führte /[218] der eben so lang und drei Spannen dikke war / erblikte Simson eben itzund / da er im Nachjagen begriffen. »Und du wilst auch flühen« / rief er ihm nach /»du vierschröhtiger Pengel? Scheuest du dich auch /du erschrökliches Ungeheuer? Getrauest du dich / mit deinem ungeheuren Spiesse / vor meinem Kinbakken auch nicht zu beschirmen? Hierher! hierher gehet der Weg! Du must mir stand halten! Ich muß ein Fechtstüklein mit dir wagen! Mache dich nur färtig! Ich bin schon bereit. Itzt sol der Schlag dich treffen.«

(81) Indem Simson dieses sagte / kahm er dem Riesen so nahe / daß er ihm / weil er sich eben bükte /mit einem einigen Streiche das Genikke zerknikte. »Da liegestdu« / sprach er / »du Ungeheuer! Da liegestdu / du Babelscher Turn / über einen Hauffen geworfen! Da hast du deinen verdienten Sold! Dieneden Filistern nun mehr wider den Simson. Sei ihnen mehr eine Schutzwehre / die sich selbst weder schützen / noch wehren konte. Also wil ich allen deinen Mitgesellen / die ich in der Flucht ertappe / mitfahren.«

(82) Durch diese und dergleichen aufmutzende Stichelworte warden etliche von den Filistern dermaßen aufgereitzet / daß sie demselben / der mit der Zunge sowohl / als mit der Faust sie so unaufhöhrlich verfolgete / Widerstand zu bieten die Gedanken bekahmen. Aber diese Gedanken / weil sie in einem verzagten Hertzen / durch Zutuhn des Zornes / empfangen warden / konten zur Ausgebuhrt / volzogen zu werden / nicht gelangen. Die Verzagtheit hatte so tieffe Wurtzeln geschlagen / und war so mächtig / daß sie dieses Kind des Zornes noch in der Mutter erstikte. So muste dan der Zorn / wie rasend er war / der Verzagtheit die Herschaft allein laßen.

(83) Und also fand unser Siegesheld / in hiesiger Schlacht / gantz keinen Widerstand. Ja ob schon zuweilen einer das Hertz hatte das Schwert wider ihn zu zükken / so täht er es nur darüm / damit er den Streich des Kinbakkens auffangen möchte. Aber dieses Auffangen bekahm ihm so übel / daß er gleichwohl das Leben darbei einbüßen muste: indem sein eigenes Schwert ihm mit solcher Gewalt und so tief in den Leib hinein geschlagen [219] ward / daß das Bluht / mit der Seele / zugleich herausschos.

(84) Wan irgend ein Schlag / aus Ubereilung / oder der Ferne wegen / auf einen zu schwach gefallen / daß er ihn nur zu Bodem / und nicht toht geschlagen; so volendete dasselbe / was der Arm angefangen / der Fuß / mit einem so gewaltigem Tritte wider die Brust des gefallenen / daß das Leben / wie fest und tief es saß / gleichwohl / zusamt dem Bluhte / zum Halse heraus muste. Ja Simson hette noch vielmehr erschlagen / wan die Mänge der Erschlagenen / darzu auch endlich die Ermüdung kahm / seine sonst flüchtigen Füße nicht verhindert den flühenden Filistern mit schnällerem Lauffe nachzueilen.

(85) Gleichwohl blieben auf der Walstat tausend Erschlagene liegen. Gleichwohl stund nunmehr dasselbe Feld / das Simson mit seinem Eselskinbakken / den er an Pflugschaares / an Seches stat führete /durch seine Wunderstärke gepflüget / mit tausendFilistern / mit tausend Leichen besäet. Diese waren die vielen Siegeszeichen / welche den herlichen Sieg unsers unüberwindlichen Siegesheldens verewigen / und ihm selbsten ein ewiges Gedächtnis stiften solten. Hierdurch erwarb er auch in Wahrheit ein solches unvergängliches Siegesgepränge / welches würdig war von den Augen der gantzen Welt / so lange sie stünde / beschauet zu werden.

(86) Als nun die Sonne / fast mehr vom zuschauen eines so rühmlichen / so wunderbahren Heldenstreites / als vom Lauffen / ermüdet / sich zu neugen / und nach ihrem Ruhbette zu eilen begunte; da machteSimson / vom vielen Tohtschlagen ermüdet / seinen Feierabend. Er feierte vom Nachjagen der Filister. Er lies nach / ihnen das Flühen zu verbieten. Er hörete plötzlich auf / dis Unkraut zu dreschen. Er stürtzte seinen Pflug / das Feld zu ihrer Leichensaat zu pflügen. Er verhing seiner Faust / sie zu vertilgen /und seinen Füßen sie zu verfolgen / den endlichen Anstand. Ja er selbst schikte sich gantz zur Ruhe. Und zu dem Ende lies er sich / nahe vor dem Schlachtplahne / neben dem Heerläger des Jüdischen Stahts / das auf die Volziehung seines Sieges gewartet / an einem begraseten Hügel nieder.

[220] (87) Alhier war es / da Simson / des Fechtens sat / und mat / seinen erfochtenen Sieg betrachtete. Alhier war es / da er / durch die Flucht der erschrokkenen und überwundenen Feinde befriediget / die Zeichen seiner unüberwündlichen Tapferkeit überschauete. Alhier war es / da er / durch die Würkungen seiner unvergleichlichen Stärke wohlvergnüget / in guhter Muße / die Mängen der erschlagenen Filister besichtigte. Ja alhier war es / da er / mit überaus freudigem Hertzen / zu denen vom Stamme des Juda sagte: »Sehet! dort liegen sie bei Hauffen. Dort liegen die Mängen der Erschlagenen. Dort liegen dieselben /die mir den Tod dreueten / selbst in den Banden des Todes. Dort liegen eure sowohl / als meine Feinde / ja die Feinde des gantzen Israels / die sich vermaßen euren Staht zu vertilgen / nun selbsten vertilget. Ich habe sie vertilget. Ich habe / mit diesem Eselskinbakken tausend Filister erschlagen.

(88) Hettet ihr wohl« / fuhr er weiter fort / »vor nur wenigen Stunden / als ihr mich gefangen und gebunden den Filistern übergabet / die Einbildung haben können / daß ich ihren Hochmuht dergestalt stürtzen / ihren Trotz dermaßen einknöbeln / ja sie so tapfer zerschlagen / zerschmeissen / zerblauen / zerzausen / und gar / als einen Spielbal / dem Rachen des Todes zuwerfen würde / wie ich itzund wahrhaftig getahn? Hettet ihr wohl gleuben können / daß derselbe Simson / den die jüngstscheinende Mittagssonne gantz waffenloß / und anders nicht / ja wohl mehr / als gefangen / mitten unter seinen so gewaltigen / so bluhtdürstigen Feinden / mit traurigen Augen / erblikte / durch die Abendsonne / so gar kurtz darnach / als ein Uberwältiger ihrer Gewalt / als ein Verheerer ihres gantzen Heeres / als ein herlich prangender Siegesfürst über tausend Erschlagene / und zweitausend Verjagte / ja als ein rechter Sonneman /als ein Held der Helden / als ein Ausbund aller Uberwinder / als ein Auszug aller Hochmächtigkeiten / als ein Vertilger aller Boßheiten / als eine Geissel aller Ubermühtigen / und als ein Schrik und Zierraht zugleich der gantzen Welt / auf das allerruhmherlichste würde gegrüßet werden?

(89) Hat wohl dieses scharfsichtige Himmelsauge /so lange dasselbe den Erdkreus bestrahlet / iemals gesehen / daß ein [221] einiger / und darzu gantz unbewehrter Man eine so herliche Heldentaht / die mehr einer Gotheit / als einiger Menschheit zuzuschreiben / verübet? Hat wohl iemand irgendwo in der gantzen Welt / so lange sie gestanden / iemahls von einem solchen Streiter gehöret / der ihm / gantz allein / und mit keinem andern Kriegszeuge / als mit einem nichtigen verächtlichen Knochen des nichtigsten und verächtlichsten Lastviehes / das Ehrentohr zu so herlichen Siegesgeprängen eröfnet / gleichwie eben itzund ich getahn habe?

(90) Ihr verwundert euch vielleicht / daß ich / zu einer so wüchtigen Unterwindung / diesen sonst auch nirgendzu tüchtigen Eselsknochen erwehlet / und nicht lieber einem Filister sein Schwert / mich dessen zu bedienen / entwältigen wollen. Aber ihr solt wissen / daß Simson ein solcher ist / dessen ungewöhnliche Stärke / die alles / was stark in der Welt ist / zu vertilgen vermag / selbst aus dem Springbrunnen der Almacht entspringet. Und dem zur folge geziemet ihn nicht mit Schwertern / oder dergleichen gewöhnlichen Kriegswerkzeugen / welche die Kunst / Bluht und Leben aus dem Leibe zu jagen / vor schwache Feuste gekünstelt / sich zu behelfen. Simsons streitbare Faust / die allen menschlichen Feusten überlegen / richtet sich nach solcher gewöhnlichen Weise nicht. Auf eine gantz übergewöhnliche / darüber man sich im Zeughause der Almacht selbsten verwundert / werden ihre Siege behauptet.

(91) Mit euren eigenen Augen habet ihr itzund die Meisterstükke meiner Stärke gesehen. Und darüm müsset ihr dasselbe gleuben / was die Einbildung selbsten / mit wie vielen / selbst unzehlbaren wunderlichen Sinbildern / sie sonsten schwanger gehet / als ein solches / das so gar weit über die Grentzen der Mügligkeit hinschreitet / mit nichten zu begreiffen vermag. Ihr seid Augenzeugen alles dessen / was itzund dieser Arm wunderwürdiges verrichtet. Ihr seid Zuschauer gewesen eines solchen Schauspieles / das euch Simsons mehr als menschliche Tapferkeit zu schauen gab / und welches so vol Wunder war / daß es die Nachwelt / als ein Spiegelfechten / als ein Traumgesicht / ja wohl gar als ein Lügengedicht und eiteles Mährlein / [222] das etwan in einem müßigen Gehirne sich entsponnen / aus der Zahl wahrhaftiger Begäbnisse vielleicht verbannen wird.

(92) So wisset ihr dan nun / aus der Erfahrung /daß das Gerüchte / bei künftigem Ausrufe meiner mehr als heldenmäßigen Wundertaht durch den gantzen Erdkreus / nicht treumen / noch lügen wird. Und wan euch irgend dünket / daß ihr selbsten / unter währendem Treffen / getreumet; so sehet noch itzund die Mängen der Erschlagenen / mit wachenden Augen /an. Da liegen sie noch / die meiner gewaltigen Wunderstärke / wiewohl mit verstumten Zungen / das Zeugnis geben / das ihr gebühret. Da liegen sie noch /als unbetrügliche Zeugen und Zeichen meines ruhmherlichen Sieges / vor euren Augen / den Glauben /der etwan in euch wankelen möchte / zu befestigen.

(93) Aber gedenket nicht / bei Betrachtung dieser nichtigen Leichen / daß das Gedächtnis meiner Taht eben so nichtig sei / daß es / mit ihnen / verfaulen /mit ihnen verschwinden / ja mein Ruhm / mit ihnen /verwesen werde. Die Taht selbsten ist zwar schon /als ein Schatten / vorbei: aber ihr Gedächtnis wird ewig tauren. Die Leichen selbsten werden zwar / wie Asche / zerstüben: aber Simsons Ruhm wird ewig bleiben. Ja ich darf selbst sagen / daß Simsons Nahmensgedächtnis erst recht anhöben wird berühmt zu werden / wan dasselbe so mancher berühmter Helden / die iederzeit die Einbildung gehabt durch ihre Tahten verewigt zu sein / sich schon vorlängst aufgehoben und verschwunden gesehen. Ich wil mehr sagen: nur der bloße Nahme Simson / wan man ihn nennen wird / wird denselben dieser Helden dermaßen verdunkeln / dermaßen verkleinern / dermaßen vereiteln / daß er endlich gar aufhören wird gehöret zu werden.

(94) Diesen durch meine Faust berühmten Nahmen werden künftig zu ewigen Zeiten die Zungen der Sterblichen mit Verwunderung nennen / ihre Ohren mit Bestürtzung hören / und ihre Gemühter mit sonderlicher Aufmärkung betrachten. Auch wird dieselben / derer Augen ihn irgend in einer Schrift erblikken / eine heilige Furcht überfallen. Diesen Nahmen werden alle Stämme des Volkes Israels mit immerwährenden [223] Lobgesängen verherlichen / ja gar vergötlichen. Hingegen werden die Feinde / so oft sie ihn nennen hören / darvor erschrökken. Zittern und Zagen wird sie ankommen. Wie ein Donner wird er in ihren Ohren klingen.

(95) Aber was wil ich von sterblichen Menschen sagen. Der unsterbliche / der ewige GOtt selbsten /der durch meine Stärke gepriesen / durch meine Kraft erhoben worden / wird über diesem Nahmen / den er auch schon in das Buch seiner Liebsten geschrieben /ja selbst in seine Hand gezeichnet / ein ewiges Wohlgefallen blikken lassen. Aus dieser Hand / aus diesem Buche wird ihn kein Feind / kein Neider vertilgen. Hierinnen wird sein Gedächtnis / wan es auch schon sonsten / auf dem Erdbodem / mit Langheit der Zeit verginge / dannoch blühen / dannoch grühnen / und mit der Ewigkeit selbsten gleich als üm die Wette tauren.

(96) Wer solte sich nicht verwundern / wan er zugleich vernehmen und sehen wird / daß den NahmenSimson auch alle vier Uhrwesen / daraus alles /was in der Welt ist / seinen Uhrsprung gewonnen /mit ewigen Ehren / mit ewigem Ruhme verherlichen werden? Gewislich wird ihn die Luft / sooft sie desselben Klang auffänget / von des redenden Munde zu des hörenden Ohren tragen. Ja sie wird ihn auf ihren leichten und weichen Flügeln / als in einer Sänfte /tragen / und so hoch / daß er das Gestirne selbst erreichen wird / erhöben. Das Feuer wird ihn gleichsam mit helleuchtenden Siegesflammen feiern / und dermaßen erleuchten / daß er strahlen wird / wie die Sterne /ja selbst wie die Sonne des Himmels. Das Wasser wird seinen Ruhm / durch seine rauschende Stimme /den Völkern verkündigen / die in den Wasserländern /und ferne von uns auf jener Seite der See wohnen. Die Erde / die ich mit so vielen Leichen gedünget / mit so vielem Filisterbluhte befeuchtet / wird diesem Nahmen zu ehren / mit ewigen Siegespalmen grühnen.

(97) Doch was sage ich viel von der Erde? Der Himmel selbst / der itzund ein Zuschauer der nie erhöhrten Meisterstükke irdischer Stärke gewesen /wird diesen Nahmen seinem großen Heldenbuche /zum ewigen Zeugnisse meines heldenmäßigen [224] Verhaltens / meines unüberwindlichen Muhtes / meines so gar sonderlich und wunderlich erhaltenen Sieges / mit unausleschlichen güldenen Buchstaben einverleiben. Ja mir selbst wird er alda eine herliche Bildseule / mit einer Siegeskrohne von lauter flinkernden Sternen / zu meinen unsterblichen Ehren aufrichten.«

(98) Mit diesen und dergleichen ruhmredigen und aufgeblasenen / ja ich darf wohl sagen Gottesvergessenen Worten rühmete sich Simson alhier selbsten vor den Ohren der Völker aus dem Stamme des Juda. Und also stahl er / aus eitelem Ehrgeitze /Demselben die Ehre / dem sie allein / als eigen / zukahm. Er enteignete GOtt / aus alzuübriger Eigenliebe / dessen / das er doch seiner Almacht / als eine Gebuhrt derselben / zuzueignen verpflichtet. Ja er beraubete den Schöpfer / den Ausspender / den Mitteiler seiner Stärke des Ruhmes so gar / daß er Ihm nichts /auch gar nichts darvon übrig lies: indem er Dessen bei dieser Heldentaht kaum einmahl und anders nicht / als zu seinem selbsteigenen Ruhme / gedachte. Kurtz / Simson beging einen Gottesraub. Er ward ein Ehrendieb. Und hierdurch verfiel er / eh er dessen gewahr ward / in eine gröbliche Sünde.

(99) Also lies sich dan alhier ein Mangel / und Uberflus / eine irdische Schwachheit / und überirdische Stärke zugleich blikken; jene des Gemühtes /diese des Leibes. Also stulperte der sonst starkeSimson. Also fiel itzund vor GOtt / aus menschlicher Schwachheit / derselbe / der kurtz zuvor / durch übermenschliche Stärke / vor seinem Feinde gestanden. Es war im starken Simson eine große Schwachheit / daß er / aus eiteler Ruhmsucht / in seinen wundertahten des Uhrhöbers seiner Stärke vergaß; und nicht erkennen / noch bekennen wolte / daß er alhier anders nicht / als ein Werkzeug desselben /gewesen: damit er allein den gantzen Ruhm / der sonst Jenem möchte zugeschrieben werden / darvon trüge.

(100) Ach! wie gern schmükt sich doch der Mensch mit fremden Federn! wie gern sucht er seine Blöße / seine Schwachheit / seine Mängel zu bedekken! Ach! wie hofärtig dünkt er sich im entlehnten Schmukke / den er entlehnet zu haben nicht [225] gestehet! Es scheinet / daß wir der Almacht Gottes in unsern allerwüchtigsten und allermächtigsten Auswürkungen /da man ihrer am meisten gedenken solte / nur darüm vergessen; damit unserer eigenen Macht alles allein zugeschrieben werde.

(101) Wan etwan ein angezündetes Wachs- oder Talk-licht den Schein / dadurch es ein Zimmer erleuchtet / ihm zueignen wolte / würde nicht die Flamme / die ihm den Schein giebet oder nur auf eine Zeit lang leihet / darwider sprechen? Ja würde nicht die Sonne sich an ihrem Ruhme / der ihr / als der Uhrhöberin des Lichtes / gebühret / verletzet befinden / wan der Mohn dasselbe Licht / dadurch er die Dunkelheit der Nacht zertreibet / von ihr geborget zu haben leugnen / und ihm solches / als sein eigenes / den Ruhm zu leuchten allein zu haben / zumässen wolte? Vielmehr ward dan alhier der Schöpfer und Uhrhöber aller Dinge / dem allein Simson seine so unüberwindliche / so sieghafte Stärke zu danken / an seinen Ehren /an seinem Ruhme verletzet; indem Simson seiner Hülfe / seiner Ehren / seines Ruhmes / durch eigenes Ruhmgeplärre / so gar vergaß / daß er alles allein /aus eigener Kraft / verrichtet zu haben angesehen und gerühmet sein wolte.

(102) Große Leute fehlen und fallen am meisten. Auf dem Meere der Wohlfahrt leidet man am ersten Schifbruch. Aus der Verwunderung unerhöreten Glükkes wird meistenteiles die Gottesvergessenheit gebohren. Ein leiser Vorwind / der das Schif in seiner flüssigen und schlüpferigen Kristalbahne / gleich als auf einer glatten Glander / schlafende fortschleuft / erfreuet zwar den Schiffer: doch vergisset er darbei Desselben / der ihm diese Freude schaffet / nur zu gedenken / ich wil nicht sagen / ihm zu danken. Wan aber die erboßeten Gegenwinde sausen / die aufgereitzten Wasserwogen brausen / und das schwache Schiflein bald bis an den Himmel hinan / bald bis in den Abgrund hinunter schmeissen; ja wan noch darzu die Wolken krachen / die Donner brummen / die Luft erschwartzet / und anders kein Licht / als das von den Blitzen herabschiesset / vor handen: da beginnet man erst zu bähten / zu bitten / zu flöhen / zu seuftzen; da erwachet erst die bisher geschlafene Demuht; da wil man erst allen Heiligen die Füße [226] küssen; da ermuntert sich erst das Hertz zur Andacht; da nimt man erst an das Wesen der Heiligkeit; da flügen und flühen erst alle Gedanken nach der Burg der Götlichen Almacht zu; da trachtet man erst / durch tausenterlei Gelübde /Beschirmung und Rettung zu erlangen.

(103) Ach! ich darf / zu unserem Vorwurfe / wohl sagen / daß unsre Gedanken in den Eitelkeiten der zeitlichen Vergnügungen gemeiniglich so tief eingewurtzelt / ja gar eingepicht stekken / daß unsere Kraft / sie loß zu machen / und auf das ewige volkommene Wesen des Almächtigen GOttes zu lenken / aus sich selbst viel zu ohnmächtig befunden wird. Und eben darüm pfleget uns GOtt in die Kreutzschuhle zu führen. Er trachtet uns / durch Kreutz und Leiden / zu unserer Pflicht zu ziehen. Er winket uns / als ein Vater seinen Kindern / mit der Zuchtruhte. Wan das Winken nicht helfen wil / so steupet / so schläget / so schmeisset Er gar auf uns zu. Und also suchet Er in uns /durch schmertzende Schmitze / sein Gedächtnis zu erneuren.

(104) Alsdan lesset es sich ansehen / als hette sein Vaterhertz / dem unser Hertz mit keiner kindlichen Liebe begegnete / von uns sich abgewendet. Alsdan scheinet es / als weren wir bei Demselben / dessen wir / im Glüksstande / vergessen / zur Wiedervergeltung /in ewige Vergessenheit gerahten. Alsdan schläft gleichsam das Auge GOttes / welches wir / als es / in unserer Wohlfahrt / über uns wachete / durch unsere Zuversicht zu erkennen verunachtsameten. Alsdan dünket uns das Ohr des Almächtigen verschlossen; weil wir schwiegen / da es hörete / und keine Zuflucht sucheten / da es uns zu erhören sich öfnete.

(105) Wan ein Geschöpfe des Schöpfers Obermacht / aus eingebildeter eignen Macht / nicht erkennet; so ist es kein Wunder / weil es dadurch derselben Grundfeste / darauf es allein sich gründet / verlustig wird / daß es zum Sturtzfalle sich neuget. Durch solche Pillen pfleget GOtt den Hochmuht aus dem Hertzen desjenigen zu treiben / der die Erkäntnis seiner Mildheit eher nicht bekömt / als wan sich GOTT selbst / durch den Entzug derselben / ihm zu erkennen giebet; indem Er über [227] ihm die Ruhte seiner Züchtigung schwänket / und ihn die Almacht seines Armes /die er in der Gühte nicht ehren wollen / im Zorne fühlen und spühren lesset.

(106) Kaum hatte Simson seine Rede zu denen aus dem Stamme des Juda volendet: kaum hatte seine Zunge von seiner unüberwindlichen Stärke / von seinen unvergleichlichen Tahten / von seinem wunderherlichen Siege zu prahlen aufgehöret; da fühlete sie schon / durch übermäßigen Durst geplaget / die Zuchtruhte GOttes: da muste sie schon dieselbe Wahrheit / welche sie / aus Achtloßheit und übermühtigem Kitzel / bisher verschwiegen / mit kleinlauter Stimme bekennen. Da lies Simson den Pfauenschwantz sinken Da warf er / aus Ungeduld und Wehmuhte / den Eselskinbakken aus der Hand: nach welchem Wurfe der Ort zugleich den NahmenKinbakkenshinwurf bekahm.

(107) Also muste dan alhier dasselbe Glied / das sich eben itzund an GOtte / durch Beraubung seiner Ehre / versündiget / straks darauf die hitzenden Stiche des Gottlichen Racheifers fühlen. Also muste Simson der Götlichen Almacht / als Uhrhöberin seines Sieges / denselben Ruhm / dessen er sich / aus vermässener Ehrsucht / albereit angemaßet / von stunden an zumässen. Also rükte er von dem Güpfel des Ruhmes / auf den er sich / in der Hoheit seiner Stärke / selbst geschwungen / herunter; und überlies ihn Demselben /durch dessen Obermacht er zu solchen Schwunge mächtig gemacht zu sein erst itzund / da er in das Jammertahl Menschlicher Schwachheit gerahten / erkante.

(108) Also muste dieser große Held / der im Felde Menschlicher Schwachheit unüberwindlich war worden / und duich seine Macht / im Stande seiner Hoheit und Herligkeit / ein weniges weniger / als Almächtig /zu sein schien / sobald ihn die gebrächliche Schwachheit überfiel / mit Leidwesen gestehen gröblich geirret zu haben / daß er / was Götlich sei / den Würkungen der Menschligkeit zugeschichtet. Und hierinnen war er jenem treumenden Bätler schier gleich. Diesen dünkte / daß er / als ein mächtiger Weltherr / im herlichsten Schmukke / mit einer großen Mänge Hofdiener umgeben / auf einem güldenen [228] Reichsstuhle / der mit köstlichen Demanten flammete / sich niedergelaßen. Daher ward er so übermühtig / daß er durch die Kniehe der gantzen Welt / mit untertähnigstem Fußfalle / geehtet / ja gar / als ein Gott / durch aller Völker Zungen angebähtet sein wolte. Sobald ihn aber /aus solchem Traume / des Nachtwächters Ruf erwekte; da ward er erst seines Bättelstandes / und der Betrügerei seiner Einbildung gewahr: da muste er ümsatteln / und solche Gedanken fassen / die einen Bätler geziemeten.

(109) Die Glüksäligkeit dieses Lebens wird allezeit mit Unglüksfällen wo nicht unterbrochen / doch ümgewechselt / uns die Einbildung / daß nichts Sterbliches mehr an uns sei / indem wir einen vergänglichen Glüksblik für die ewige Seeligkeit achten / zu benehmen. Die süßesten Wohllüste dieser Zeit sichet man stähts mit einiger Jammergalle vermischet; zum wenigsten folget ihrer Süßigkeit ein bitterer Nachschmak: damit wir uns der Gottheit nicht anmaßeten; indem wir / in dieser eitelen Lust / den Zukker für Götterbroht / und den Most für Himmelstrank / beide Speisen der Ewigkeit halten. Ja der Glantz Menschlicher Herligkeit Selbsten schleppet auf dieser Schaubühne der Welt / allezeit / wo nicht neben / doch nach sich einige Dunkelheit / ja wird zuweilen wohl gar verfünstert: damit wir uns Herren der Herligkeit / zu sein nicht einbildeten; indem wir einen flüchtigen nichtigen Schein für das ewige volkommene Licht anzusehen pflegen.

(110) Diese Unglüksfälle / diese Jammer- und Kummergallen / diese Fünsternisse / ja alle dergleichen Strafübel seind das bittere vergallete Gegengift /in GOttes Artzneiladen wider dasselbe töhtliche Gift zubereitet / welches vom Misbrauche der alzuübermäßigen Süßigkeiten / in unsern Gemühtern entstehet. Ja sie seind das rechte Treibemittel / das den Unflaht des Hochmuhts in unsern Hertzen zum Austreiben triftig macht / und sie zugleich darvon reiniget: damit sie /in wahrer Demuht / beides ihre Schwachheit / und GOttes Almacht / die in ihnen würket / erkennen lerneten.

(111) Ein solches Gegengift wider das Gift der Vermässenheit / und Gottesvergässenheit des Simsons war sein unerträglicher [229] Durst / aus übermässiger Erhitzung im heftigen Bewegen entstanden; der ihn so ängstigte / daß ihm die Seele zur Ausfahrt schon auf der Zunge zu sitzen schien. Ein solches Treibemittel den Ehrgeitz / den Hochmuht / den Laßdünkel aus seinem Hertzen zu vertreiben / war die Ohnmacht / aus übergroßer Ermüdung im gewaltigen Fechten entsprossen; die ihn dermaßen überfiel / daß er / neben den Erschlagenen / die seiner mächtigen Stärke Siegeszeichen sein sollen / ihm aber nunmehr zum Spiegel / seine Sterbligkeit zu beschauen / dienen musten / niederzufallen begunte.

(112) Alhier erkante dan dieser große Held / wie töhrlich / wie unbesonnen er gehandelt / daß er einen solchen Sieg / der über Menschliches Vermögen erhalten worden / derselben Faust zugeeignet / welche die Macht / die sie kurtzzuvor gehabt einer gantzen Heersmacht zu widerstehen / itzund nicht hatte seiner eigenen Ohnmacht Widerstand zu tuhn. Die Ermattung im Streite vereitelte die Einbildung der Unsterbligkeit / darzu ihn die Uberwindung so vieler Feinde gereitzet / so gar / daß er schwach und sterblich zu sein gestehen muste. Ja der Durst / der ie länger ie heftiger ward / und ihn lechzen und ächzen machte /lügenstrafte seine Zunge / die seiner Schwachheit den Preis / den Ruhm / und die Ehre der Almacht GOttes zulegen dürfen.

(113) »O armsäliger Simson!« sprach er mit sich selbst / »der du vom höchsten Güpfel der Glüksäligkeit in den tiefsten Abgrund der Drangsalen heruntergestürtzet bist! Wie ist dein großer Sieg / mit dem du so ruhmherlich prangetest / nunmehr so plötzlich verschwunden? Wo ist dein herlicher Ehrennahme / den dir / als einem Ausbunde der berühmtesten Helden / deine so ausbündige / so unüberwindliche Tapferkeit zueignete / geblieben; weil du / durch deine so gar gebrächliche Schwachheit / dich den allerelendesten unter den Sterblichen zu nennen / nunmehr gezwungen wirst? O alzugrausamer Glükswechsel! O alzuflüchtige Herligkeit! O alzunichtige Ehre!

(114) O elender Simson! der du / auf dem Schauspielsplatze der Welt / für den allerunüberwindlichsten / und allersiegreichesten [230] Streiter berühmt warest / und nunmehr dem ärmesten Bätler / der so arm nicht ist / daß ihm ein Trunk Wassers / seinen Durst zu leschen / gebrächen solte / nicht einmahl gleich geachtet bist! Wie liegestdu itzund / du ehmals unüberwindlicher Simson / du Auszug aller Weltwunder /ja du Wunder der Almacht selbsten / durch einen dürren Durst / dessen unerträglicher Brand / deine Feuchtigkeit schon so weit ausgedörret / daß er dich selbsten bald gar einäschern wird / so lüderlich überwunden? Magstdu dan nun / dieses verzehrende Feuer zu blüschen / nur das geringste Nas nicht haben; der du doch vorhin die köstlichsten Schätze der Herligkeit /sie zu gebrauchen / wie du woltest / in deiner Macht hattest?

(115) Mustdu dan nun sterben / du ehmahls unsterblich geachteter Simson? Mustdu dan nun /durch den Durst gefoltert / so elendiglich ümkommen? Ach! wie glüksälig würdestdu sein / wan dein abgelebtes Alter / da länger zu leben verdrüßlich ist /dich zum Grabe brächte! Aber nun stürbestdu im Lentzen deiner Jugend! da du der Welt manche tapfere Taht / die du im Sommer / wo nicht auch im Herbste deines Alters abstatten können / schuldig bleibest. Ja du stürbest einen alzujämmerlichen Tod /einen Tod / der Bätlern / und keinem Simson geziemet.« Und hiermit neugte sich der Armsälige gantz macht- und sprach-loß zur Erde nieder.

(116) Eben also verschmachtete für Durste der Große Rohland / Keiser Karls des Großen Schwestersohn / auch nach gehaltener Schlacht. Uber dergleichen Durstfolter klagten mehr / als über den Hunger / die Rahtsherren von Glogau / welche der Hertzog von Sagan verhungern / oder vielmehr verdursten lies. Ja der leidende Heiland der Welt klagete / bei seinem gewaltigen Todesstreite / selbsten über dieses Durstleiden. Er hatte sich / am Kreutze / mit unsern algemeinen Feinden so abgemattet / daß ihn darüber ein heftiger Durst überfiel. Und diesen Durst lidte seine Zunge; damit unsere Zunge / wie dort des Reichen Wanstes / die nur mit einem Tröpflein Wassers begehrte gekühlet zu werden / über den Höllischen Durst nicht klagen dürfte.

(117) Hierinnen kahm dan die Begäbnis unsers HErrn [231] und Heilandes mit derselben des Simsons wieder übereim. Simson ward wieder ein Vorbild des Sohnes GOttes. Ja ich darf wohl sagen / daßSimsons verachteter Eselskinbakken die Geschicht vom Einzuge des HErrn JESUS zu Jerusalem auf einem verächtlichen Esel / der sowohl zu seinem Leiden / als kurtz zuvor / geschahe / wie auch das Kreutz selbsten / welches nicht allein verachtet /sondern auch gar verflucht war / gantz eigendlich vorgebildet / ja selbst erklähret.

(118) Simson schlug mit einem verachteten verworfenen Knochen des allerverächtlichsten Lasttieresdie Filister / als Feinde des Volkes GOttes. Eben also hat der Himlische Simson / der HErrJESUS / mit der Kraft seines verächtlichen Kreutzes ausgerüstet / durch die Kraft seines schmählichen Todes am Kreutze / die Geistlichen Filister / das ist die Feinde der Menschlichen Seeligkeit / geschlagen: ja Er schlug mit solcher Gewalt auf sie zu / daß die Grundfesten der Erde böbeten / und der Vorhang im Hause GOttes zerreissen muste. Auch rief Er / sobald diese Schlacht gehalten war / ›es ist volbracht‹; eben wie Simson sagte / ›da liegen sie bei Hauffen‹

(119) So ward dan das vormahls verachtete ja verfluchete Kreutz / durch das Leiden unsers Seeligmachers / der. Verachtung und des Fluches so gar entsetzet / daß es hinfort / als ein allerwährtestes / gesegnetes / ja geheiligtes Holz / uns zum Ruhme / ja selbst zum Zeichen und Werkzeuge der Uberwindung unserer Seelenfeinde dienen möchte. Darüm haben wir uns auch nunmehr nichtes mehr zu rühmen / als dieses Kreutzes. Darüm wafnen wir uns auch mit diesem sonst verächtlichen Eselskinbakken des heiligen Kreutzes / wan irgend der Tod / mit den HöllischenFilistern / auf unsere Seele zudringet: weil wir /sofern es nur im Glauben und festem Vertrauen geschiehet / versichert seind / daß wir hierdurch / als durch die Siegeswaffen unsers Heilandes selbsten /den Sieg darvon tragen werden.

(120) Nachdem sich Simson eine guhte weile so gar Macht- und Ahtem-loß / daß er auch die Zunge nicht rühren konte / befunden; da bekahm er / von einer kühlen und feuchten Luft / die ihm einen frischen Ahtem einzuhauchen schien / [232] seine vorige Bewegung in etwas wieder. Sein Hertz / und seine Lunge / die bisher in seiner Brust / gleich als in einem glühenden Ofen / zusammengekrümpfet gelegen / begunten diese Kühlung märklich zu fühlen: wiewohl sie ihm sonsten kaum anders zu statten kahm / dan daß sie die noch wenige übrige Feuchtigkeit / als die Nahrung des Lebens / in ihren Brunnen erhielt; indem sie der Gewalt des Feuers / ferner zu wühten / widerstund / aber nicht feuchte genug war / die ausgetrüknete Feuchtigkeit wieder zu ersetzen.

(121) Weil nun das Hertz / welches den Lebenssaft / durch die große Gluht / meistenteils verlohren / auch in dieser Erfrischung selbsten noch immer schlap und mat blieb / und seine Zunge noch immer nach einem Schlüklein Wassers lächzete; so märkte er wohl / daß die anhaltende Nohtdrüngligkeit ihn zwingen wolte seine Zuflucht bei der Almacht GOttes / die er bisher /durch Unerkäntnis / gleichsam geflohen / zu suchen. Und darüm entschlos er sich endlich / in dem Augenblikke / da kein menschlicher Beistand mehr zu hoffen war / Denselben anzuflöhen / dessen mächtigen Beistand er aus Undankbarkeit verschertzet. So hub er dan seine zusammengefaltene Hände / mit den Augen zugleich / gen Himmel. So ächzete / so seufzete / so flöhete er dan zu GOtt.

(122) »Ach! HERR« / rief er mit wehmühtiger Stimme / »Du hast deinem Volke / durch die Hand deines Knechtes / ein solches großes Heil gegeben. Du hast mir so manchen herlichen Sieg verliehen. Du hast mich mit so manchem Siegesruhme gekröhnet. Du hast mich mit so manchem Siegesgepränge verherlichet. Die fürtrefliehen Siegeszeichen / die alhier noch itzund vor meinen Augen liegen / seind die wahrhaftige Zeugen deiner neulichsten Freigebigkeit. Aber nun mus ich Durstes sterben. Nun mus ich alle meine Siege mit einem schmähligen Tode schlüßen. Nun mus ich / der ich auf dem Siegeswagen mit Freuden nach der Siegesburg zu fahren verhofte / in einem Sarge mit trauren zu Grabe getragen werden: wiewohl ichs auch so guht noch nicht hoffen darf. Dan nun mus ich / wie es scheinet / in der Unbeschnittenen Hände fallen: die mich des Sarges und Grabes nicht einmahl [233] würdigen werden. Ja sie werden mich lieber /deinem Volke zur Schmaach / an einen Baum aufhängen; damit ich den Vogeln zur Speise / und ihren Augen zur Weide dienen müsse.

(123) Wird sich alsdan der Hochmuht dieser Gottlosen / den ich auf deinen Befehl gedehmühtiget /nicht wieder erhöben? Werden sie sich wider dein Volk nicht vielmehr / als zuvor iemahls / brüsten; wan sie sehen / daß Derselbe selbsten / auf dessen algewaltigen Beistand ich getrotzet / nunmehr eine solche Rache / die ihnen auszuüben unmüglich war / so grimmiglich über mich ausgestürtzet? Ja werden sie nicht wider Dich selbst frohlokken? Werden sie nicht sagen / Du seist ein ohnmächtiger GOtt / der mir / in meinem Durste / mein hinfallendes Leben zu laben /nicht mit einem Trünklein Wassers zu helfen vermocht?

(124) Darüm rette deine selbsteigene Ehre / meinGOTT. Rette sie durch die Wunder deiner Almacht: und laß nicht zu / daß dein herlicher Nahme geschändet werde. Hastdu meinen Arm / durch deine Wunderkraft / im Streite gestärket; ach! so stärke nun auch mein gekränktes Leben aus dem unerschöpflichen Brunnen deiner Gühte. Hastdu mir / tausend Filister zu schlagen / und zwei tausend zu verjagen /geholfen; Ach! so hilf nun auch diesen einigen innerlichen Feind / der mein Hänker ist worden / überwinden. Ach! hilf mir / mein Helfer. Ach! hilf mir / deinem Knechte; der itzt auf der Kippe stehet / seinen Feinden / die er gefället zu haben sich rühmete /selbst in den Rachen zu fallen. Ich flöhe nur üm ein Schlüklein / nur üm ein Tröpflein Wassers / das Du auch deinen Feinden selbst nicht zu versagen pflegest.«

(125) Simson hatte zwar / durch seine Stärke /so manche Menschliche Macht überwunden: aber so bald / und mit so leichter Mühe niemahls / als er itzund / durch das Gebäht / die Göttliche Almacht selbsten überwand. Kaum hatte er den Mund aufgetahn zu bitten / da war sein Gebäht schon erhöhret. Kaum hatte er angefangen zu klopfen / da stund ihm die Tühre zur Barmherzigkeit GOttes schon angelweit offen. So mächtig ist das Gebäht / wan es eifrig und im Glauben geschiehet / daß [234] es selbst durch die Wolken bricht / und / als ein Liebestein / das Hertz GOttes nach uns zuziehet.

(126) Diese liebreiche Macht kömt dem Almächtigen Himmelskönige so anmuhtig vor / daß Er / wie ungebunden in allen seinen andern Würkungen Er ist / eben so gebunden uns zu begünstigen sein wil; indem Er ihm selbst die Begünstigung nohtwendig macht. Ja wan irgend seine Gerechtigkeit durch unser sündliches Wesen gezörgt / Ihn antreibt an seiner Gühte stat / uns seinen Zorneifer blikken zu laßen; so wird Er hertzlich froh / wan Er / durch unser Gebäht /Anlaß bekömt uns wohlzutuhn.

(127) Und eben daher befand sich dieser mild- und lieb-reiche GOTT / durch Simsons flöhendliche Bitte / dermaßen gebunden / daß Er ihm seine Gnade keines weges zu weigern vermochte: zuvoraus weil er Ihm / unter andern Bewegreden zu Gemühte geführet /es würde Seiner Hoheit selbsten / so fern Er ihn verschmachten / und in der Feinde Hand gerahten liesse /zur märklichen Verkleinerung gereichen. Ja Er entschlos sich von stunden an / des Nohtleidenden Verlangen unverzüglich zu erfüllen.

(128) So bohrte dan der höchste Werkmeister / in eben demselben Eselskinbakken / mit welchemSimson eine so große Wundertaht verrichtet / und tausend Filistern das Leben genommen / zu Löschung seines Durstes / einen lebendigen / wo nicht auch lebendigmachenden Wunderbrunnen. Er spaltete einen Zahn des Kinbakkens / mit dem so viel Filisterbluhtes vergossen war. Daraus flos und ergosse sich von stunden an so viel Wassers / daß es überflüßig genug war des lächzenden Simsons Leben zu laben.

(129) Eben einen solchen Wunderbrun lies Er ehmahls aus einem harten und truknen Felsen / sobald ihn Moses / auf sein Geheis / mit seinem Stabe geschlagen / die durstigen Kinder des Israels zu tränken / hervorschiessen. Was für ein neues Wunder war es dan / daß alhier / auf seinen Wink ein dürrer und harter verlegener Knoche von einem so verachtetem Lasttiere / mit klahrem und kühlem Wasser gefüllet / Simsons [235] [237]Trinkbächer / ihm das Leben wieder einzuflößen / werden muste.

(130) Diesen Trinkbächer ergrif dan der Durstige mit unaussprechlichen Freuden. Mit großer Begierde setzt' er ihn an. Mit gantzen Schlükken trunk er das angenehme Nas; welches aus der Kolbe des Brenofens der Almacht GOttes selbsten getreuffelt. Ja er sog und zog diesen Lebenssaft / diese Kraftmilch aus dem Bakkenzahne so begierig heraus / daß er kaum gewahr ward / daß aus demselben Gewehre / damit er tausend Filister getöhtet / seines Todes Tod entstünde.

(131) Nachdem nun Simson seine Dursthitze gelöschet / seine Glieder wieder erfrischet / und seine Lebensgeister erneuert; da nennete er diesen Brunnen / welcher in der Gegend / dahin er den Kinbakken warf / geblieben; zum Gedächtnisse solcher so großen Wohltaht / den Anrufersbrun oder dasBähtwasser. Ein solcher Brun / darnach Davids Hertz dürstete / befand sich auch unter dem Tohre zu Betlehem / in der Gebuhrtsstadt unsers HErrn und Heilandes / des wahrhaftigen Springbrunnens unseres Heiles; der uns / durch sein Verdienst am Stamme des Kreutzes / da aus seiner ausgespaltenen Seite Bluht und Wasser / unser rechtes Lebensnas / wie das Bähtwasser aus Simsons Kinbakken /herausflos / einen kräftigen Heilbrun / einenfreien offenen Brun wider die Unreinigkeit zugerichtet.

(132) Und also war der Anrufersbrun in der Geschicht Simsons ein rechtähnliches Vorbild dieses ewigen Heilbrunnens: doch mit dem Unterscheide / daß jener bloß allein für den DürstendenSimson / dieser aber vom Dürstenden Heilande der Welt für alle dürstende gleubige Seelen eröfnet ward: daraus sie schöpfen mögen des Heilwassers die Fülle / volles Genügen / Leben und Seeligkeit immer und ewiglich.

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TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Romane. Simson. Das 5. Buch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AFB3-8