178. Gespenstische Sau.

1.

In Pölitz an dem Anäuwer (Abhang) am alten Dorfweg in Sternbergs Garten, wo der alte Fliederbusch gestanden, hat man zur Abendzeit oft das Krächzen einer alten Sau (Sœg) vernommen. ›Nu gat man hen, dat jug de Sœg krigt,‹ hat es oft in den Familien geheißen. Man hat aber nie davon gehört, daß die Sau Jemand etwas gethan habe.


Schullehrerswitwe Lossert in Pölitz. Durch Pogge.

2.

Auch auf dem Fuchsberg bei Malchin zeigt sich eine schwarze Sau, die einen Meineidigen, wenn er jene Gegend berührt, so in Furcht setzt, daß er gleich oder bald darauf sterben muß.


Niederh. 4. 162.

3.

Schon seit langer Zeit waren die Soldaten, die Nachts den Wachtposten bei dem Schlosse zu ** zu versehen hatten, durch eine seltsame Erscheinung in Furcht und Schrecken gesetzt worden. Es kam nämlich zur mitternächtlichen Stunde regelmäßig eine große Sau auf den wachthabenden Mann losgerannt und geberdete sich, als wolle sie ihn zerreißen. Zuletzt wollte Niemand trotz der Strafen, die der harte und grausame Oberst jedesmal über den Flüchtling verhängte, den Dienst mehr thun. Nun war Einer unter den Leuten im Besitze eines Stückes Erbsilbers, damit ging er zu einem Goldschmied und ließ sich aus dem Silberstück eine Flintenkugel gießen. Am andern Abend erklärte er sich bereit, den Posten zu übernehmen. Um Mitternacht kam die Sau wüthend auf ihn angestürmt. Er aber legte sein Gewehr an und traf das Ungethüm so glücklich, daß die Gedärme sofort aus dem Leibe hervortraten. Wie im Sturmwind eilte das Thier davon. Am andern Morgen fand man den Oberst mit ausgetretenen Eingeweiden im Bette liegend.


Lehrer F. Haase in Rostock.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 178. Gespenstische Sau. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-E1FE-7