364. Der Buchenberg bei Fresendorf.

1.

Der zwischen Fresendorf und Kösterbeck gelegene Buchenberg ist mit tiefen Gräben umgeben; an der einen Seite quillt ein starker Born und bildet eine sumpfige Wiese. Aus dem Wasser des Quells zeigte sich früher am Johannistage Mittags zwischen 12 und 1 Uhr eine goldene Platte. Ein Fischer in Fresendorf, Namens Hänschen, ging zur bestimmten Stunde nach dem Quell, sah die Platte und watete hinein. Als er aber die Hand danach ausstreckte, bekam er einen furchtbaren Schlag an die Ohren und die Platte war verschwunden. Sein Gesicht schwoll ihm stark an; nach Hause gekommen, legte er sich zu Bette und starb schon nach wenigen Tagen.

2.

Einst hütete am Buchenberge ein Schäfer. Um die Mittagszeit kam ein wunderschönes Mädchen aus dem Berge und bat ihn, sie eine Stunde lang auf den Schultern um den Berg zu tragen, so daß sie die Erde nicht berühre; es solle sein Schaden nicht sein. Sie sei nämlich verwünscht und er dazu bestimmt, sie zu erlösen. Es würden jedoch viele Schlangen, Frösche und anderes Gethier ihn umringen, auch an ihm emporkriechen, er solle sich aber nicht fürchten. Der Schäfer verweigerte das Ansuchen; da sah ihn das Mädchen unendlich traurig an und war verschwunden.


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TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 364. Der Buchenberg bei Fresendorf. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-EAE9-9