157. Dreibeiniger Hase.

1.

Auf einem Hofe in der Nähe von Dargun diente ein Mädchen, das dem Kuhhirten des Morgens immer das Essen aufs Feld bringen mußte. Als sie nun wieder einmal bei dem Hirten war, kam ein dreibeiniger Hase gelaufen und setzte sich dicht neben sie hin. Da nahm der Hirte leise seinen Stock auf, schlug nach dem Hasen und verwundete ihn an dem einen Lauf. Da war der Hase verschwunden und statt seiner hinkte ein altes Weib davon.


Küster Schwartz in Bellin; mitgetheilt von seinem Onkel, Webermeister in Kladen. – Auch aus Kl.-Luckow bei Teterow wird von einer alten Frau berichtet, aus den Fünfziger-Jahren dieses Jahrhunderts, daß sie sich in einen dreibeinigen Hasen verwandeln konnte; vgl. auch Beyer in den Meklenburg. Jahrbüchern XX, 162.

2.

Im Dorfe Karbow bei Lübz wohnte ein Ehepaar, das stahl alle Jahre in den Nachbargärten Kohl. Wurden sie überrascht, so verwandelten sie sich in Hasen, denen der rechte Hinterlauf fehlte. Verletzte Jemand einen dieser Hasen, so starb er allemal am dritten Tage eines qualvollen Todes.


Lehrer C. Struck in Waren.

3.

Tagelöhner vom Gute Gülzow an der Nebel bemerkten mehrfach bei der Feldarbeit einen dreibeinigen Hasen. Sie veranlaßten einen Jäger, auf das Thier zu schießen, ohne daß er jedoch traf. Da gab eine alte Frau den Rath, das Gewehr mit Erbsilber zu laden. Es wurde nun ein vom Vater auf den Sohn vererbter silberner Knopf in die Flinte geladen. Das gespenstige Thier verschwand, aber ein auf dem Hofe zu Gülzow beschäftigter Drescher, von dem es hieß, er könne hexen, stürzte plötzlich blutend auf der Scheunendiele nieder. In der Wunde fand man das Erbsilber.


Ackermann in Schwerin.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 157. Dreibeiniger Hase. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-EF50-C