632. St. Loy der Schmied.

Mündlich.

1.

Bei Wolpertshausen steht eine Kapelle, dem hl. Loy geweiht. Dieser St. Loy war ein Schmied, der alle bösen Pferde beschlug; hatte er sie beschlagen, so waren sie bald wieder gut und zahm; kranke heilte er. Brachte man ihm ein Roß, so nahm er ihm den Fuß ab, legte ihn auf den [404] Ambos und beschlug ihn; gleich war der Fuß wieder, wo er hin gehörte. Die Leute um Wolpertshausen führten all' ihre Pferde zu St. Loy's Kapelle, wo sie vom Priester »geweiht« wurden. Die Schmiede verehren den St. Loy (Eulogius) als ihren Heiligen und Patron. Es gab ehedem in ganz Oberschwaben keine Schmiede, über oder in der nicht St. Loy mit dem abgenommenen Fuß als Bild oder (meistens) in Stein ausgehauen war. Um den Federsee herum trifft man solche Figuren ob Schmieden noch öfter 1.

Fußnoten

1 Vgl. die St. Luikapelle bei Mülheim Meier, Sagen etc. Nr. 330. Mannhardt, germ. Mythen, Forschungen S. 70, wo auch eine einschlägige Stelle von Seb. Brant angeführt ist, »wie St. Loy dem Pferd die Füß abschneid.« Wolf, Beiträge II. 55. Wolf, Märchen und Sagen 77.

2.

Der hl. Eulogius, dem in der Ertinger Pfarrkirche ein Altar geweiht ist, war ein gar geschickter Schmied. Als er eben eines Bauern Rößlein beschlug und das Eisen bequem auf den abgehauenen Roßfuß schlug, wie er zu thun gewohnt war, ging ein Mann an der Schmiede vorüber und sagte: Grüß Gott Meister! Da erwiederte ihm St. Eulogius: Nein, nicht Meister, sondern Meister über alle Meister. Als er aber den Roßfuß wieder anheilen wollte, konnte er's nicht mehr: sein Stolz war bestraft.

In der Kreuzkapelle bei Saulgau ist die ganze Scene in einer Nische von 1 Fuß hohen Figuren angebracht 1.

Fußnoten

1 Der lieb herr Sant Loy der hat ain selige muter vnd do sy sant Loy das kind in irem leib trug do erzeyget got des kindes heiligkeit. Man sach oft das ein adler ob seiner muter flog der bedacht sy mit seinen Flügeln vnd hielt ir der sonnenschein auff etc. etc. Wenn sy in daz hauß gieng so saczt sich der Adler auf dez hauß. Das sach der kunig von frankreich auff seiner festen etc . .... vnd (S. Loy) ward darnach ein goldschmid. Do gab im der kunig einen kopf zu vergolden, den vergildet er nit wol, do fraget in der kunig ob er das gold alles darzu genummen het. Do vand Sant Loyus ein wenig goldes das warf er in den kopf. Do zergieng das gold in dem kopf – vnd ward der kopf gar schön verguldet. Darnach gab er (kunig) im ein marck goldes vnd hieß in der kunig einen satel darauß machen do machet er zwen settel darauß. Darnach hieß in der kunig sein pferd mit silbrin huffeysen beslahen do schneyd sant Loy dem pferd die fuß ab nach den gelidern, vnd do er es beschlagen het do saczt er im die füß wieder an on allen gebrechen. Das sach sein knecht der wolt es auch thun. Do mocht er es nit gethun vnd verderbet das pferd. Do machet Sant Loy daz pferd wider gesunt vnd straft den knecht. Do sprach er lieber herr ich wollt es auch gelernet haben. Do sprach Sant Loy lieber sun es ist nit zymlich das doch nit czymt czu thun. Darnach ward er bischoff zu pareyß. – Incunabel von einer Legende ohne Titelblatt von 1472. Sommertheil, Aulendorfisch-königsegg'sches Archiv.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. 632. St. Loy der Schmied. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-FB3F-4