[428] 386. Scheuersitten.

1. Das Pflegelschießen.

In Weilheim zwischen Tuttlingen und Spaichingen ist es Sitte bei den Dreschern, daß sie zur Kurzweil nach längerem Drasch »Pflegel schießen.« Einer nimmt den Pflegel und wirft ihn durch den untern Durchzug, d.h. durch den dem Scheuertenn nächsten Balken, der die andern Balken trägt, auf dem die Bretter etc. sind. Wer ihn zuerst durchbringt, hat's gewonnen. Während des Dreschens wird ausgemacht, wie vil Schnaps etc. dem gehöre, der zuerst trifft. Es ist eine schöne Unterhaltung.

2. Das Pflegelpfeifen.

Ebendaselbst ist das »Pflegelpfeifen« im Schwange. Einer der Drescher sagt zu einem Neuling: »komm, wir wollen Pflegel pfeifen«. Sie stehen bei einander und Jeder schaut dem andern in's Gesicht. Man legt den Pflegel so, daß der unterste Theil an der Handhebe zwischen die zwei Lippen kommt wie zum Pfeifen, dann tritt der eine schnell seinem Mitpfeifer unten an das Pflegelhaupt, und die Stange stößt dem Neuling derb an den Mund, hat ihm schon oft die Zähne eingestoßen.


Lizenz
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link zur Lizenz

Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. 386. Scheuersitten. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-FE63-7